Hintergrund: Seit dem 2. Februar 2025 ist die erste Stufe des EU AI Acts in Kraft. Unternehmen, die Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen, müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter im Umgang mit KI-Systemen kompetent sind. Was genau unter „KI-Kompetenz“ zu verstehen ist, bleibt jedoch bislang unklar.
Wir sprechen mit Tim Schlautmann, Digital- und KI-Experte, über die Auswirkungen des neuen Gesetzes und darüber, was Unternehmen jetzt tun sollten
Frage: Herr Schlautmann, was bedeutet der neue AI Act für Unternehmen in der Praxis?
Tim Schlautmann: „Der AI Act stellt Unternehmen vor eine neue Verpflichtung, die bislang wenig konkretisiert ist. Sie müssen nachweisen können, dass ihre Mitarbeiter über ausreichende KI-Kompetenz verfügen, wenn sie KI-Tools nutzen – ob Chatbots, Datenanalyse-Systeme oder automatisierte Prozesse. Das Problem: Es gibt bisher keine klaren Standards oder Zertifikate, die diese Kompetenz belegen.“
Frage: Was genau bedeutet „KI-Kompetenz“?
Tim Schlautmann: „Der AI Act definiert KI-Kompetenz als die Fähigkeit, KI-gestützte Systeme sachkundig einzusetzen, sich der Chancen und Risiken bewusst zu sein und mögliche Fehlfunktionen wie sogenannte ‚Halluzinationen‘ von KI-Modellen zu erkennen. Das betrifft nicht nur Entwickler oder IT-Fachkräfte, sondern alle Mitarbeiter, die KI nutzen.“
Frage: Wie können Unternehmen sich darauf vorbereiten?
Tim Schlautmann:
Erstens sollten Unternehmen frühzeitig interne oder externe Schulungen anbieten, um ihre Mitarbeiter mit den Grundlagen der KI-Nutzung vertraut zu machen.
Zweitens ist es ratsam, Dokumentationen und Nachweise über Weiterbildungen oder Zertifizierungen zu führen, um Compliance-Anforderungen zu erfüllen.
Drittens sollten klare Richtlinien und Verantwortlichkeiten definiert werden. Die Ernennung eines „KI-Koordinators“ oder „AI Officers“ kann dabei helfen, reicht aber allein nicht aus.
Viertens müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter die Risiken von KI-Technologien verstehen und wissen, wie sie mit möglichen Fehlern umgehen.
Frage: Welche Sanktionen drohen, wenn Unternehmen sich nicht daran halten?
Tim Schlautmann: „Das ist noch unklar, da die einzelnen EU-Mitgliedstaaten die Strafen erst ab August 2025 konkret festlegen werden. Theoretisch könnten Bußgelder oder Einschränkungen im KI-Einsatz folgen. Unternehmen sollten das Thema deshalb nicht auf die lange Bank schieben.“
Frage: Welche Auswirkungen hat der AI Act auf die Innovationskraft in Europa?
Tim Schlautmann: „Europa hinkt in der KI-Entwicklung bereits hinterher – Unsicherheiten in der Gesetzgebung könnten Unternehmen weiter zögerlich im KI-Einsatz machen. Wer sich jedoch frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzt, kann sich Wettbewerbsvorteile sichern und KI strategisch sinnvoll nutzen.“
Fazit: Unternehmen müssen handeln
Tim Schlautmann: „Auch wenn viele Details noch fehlen: Unternehmen sollten jetzt aktiv werden, Mitarbeiterschulungen einführen und klare KI-Richtlinien festlegen. Wer wartet, bis die Sanktionen feststehen, riskiert Strafen und Wettbewerbsnachteile.“
Mehr Informationen zur Umsetzung des AI Acts und KI-Strategien für Unternehmen finden Sie unter www.ki-kompetenz.eu.
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