Der Goldpreis kennt derzeit nur eine Richtung: aufwärts, aufwärts, noch ein bisschen aufwärts – und wenn’s nach manchen Derivatehändlern geht, am besten gleich bis zum Mond. Die Europäische Zentralbank (EZB) hingegen sieht das alles eher mit einem nervösen Augenzucken. In ihrem neuesten Finanzstabilitätsbericht klingt sie ungefähr so entspannt wie ein Buchhalter in der Silvesternacht auf der Titanic.
Der Grund: Immer mehr Finanzjongleure setzen auf sogenannte physisch abzuwickelnde Gold-Futures. Heißt konkret: Man wettet nicht nur auf den Preis des Goldes, nein – man verspricht auch noch hoch und heilig, das glänzende Zeug später tatsächlich zu liefern. Natürlich besitzt man das Gold nicht. Man hofft, es später irgendwo billig aufzutreiben. Vielleicht in einem vergessenen Piratenschatz. Oder in der Schmuckschatulle der Oma.
Das sei, so die EZB, ein „bemerkenswerter Trend“ – was Zentralbank-Deutsch ist für: „Leute, das ist komplett irre.“ Besonders problematisch: Der Großteil dieser Deals findet „over the counter“ statt, also im nebulösen Hinterzimmer des Finanzcasinos. Dort, wo selbst die BaFin nur mit Taschenlampe und Schnorchel durchblickt.
Spannend wird es, wenn plötzlich alle das Gold gleichzeitig wirklich haben wollen. Denn Überraschung: Es gibt keine magische Gold-Vermehrungsmaschine. Das Zeug muss irgendwo gelagert, transportiert und tatsächlich ausgeliefert werden – gerne auch mal per Flieger von London nach New York. Und wie das „Handelsblatt“ berichtet, standen dort kürzlich fast mehr Goldbarren auf der Warteliste als Influencer auf der Gästeliste der Pariser Modewoche.
Droht also der große „Squeeze out“ – das finanzielle Äquivalent eines Wrestling-Moves? Die EZB meint ja. Dann nämlich, wenn alle auf einmal das physische Gold brauchen, das es nicht gibt. Die Folge: Panik, Preisexplosion, Nachschusspflichten und möglicherweise ein Dominoeffekt im Finanzsystem. Das Ganze könnte also enden wie eine schlechte Netflix-Serie: teuer, überproduziert und mit einem Cliffhanger, den niemand versteht.
Fazit der EZB: Wenn schon Gold, dann lieber als Ehering – da weiß man wenigstens, wo er ist.
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