Inmitten der anhaltenden Fentanyl-Krise gibt es endlich eine positive Nachricht: Die Zahl der Drogentoten in den USA ist im Jahr 2024 deutlich gesunken. Laut den vorläufigen Zahlen des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) starben im vergangenen Jahr etwas mehr als 80.000 Menschen an einer Überdosis – ein Rückgang von 27 % im Vergleich zum Vorjahr. Damit sind die Todeszahlen auf das Niveau vor der COVID-19-Pandemie zurückgegangen.
Warum sinken die Todeszahlen?
Expert:innen führen den Rückgang auf mehrere Faktoren zurück. Ein zentraler Punkt ist die breitere Verfügbarkeit des Opioid-Antidots Naloxon, das Leben retten kann, wenn es rechtzeitig verabreicht wird. Auch die Bereitstellung von 50 Milliarden Dollar für Drogenbehandlung und Präventionsmaßnahmen im Rahmen der nationalen Opioid-Vergleiche trägt Früchte.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die verstärkte Kontrolle an den Grenzen zu Kanada und Mexiko, um den Drogenschmuggel einzudämmen. Diese Maßnahmen haben in besonders betroffenen Bundesstaaten wie Louisiana, Michigan, New Hampshire, Ohio, Virginia, West Virginia und Wisconsin zu deutlich sinkenden Todeszahlen geführt.
Doch nicht überall gibt es Grund zur Entwarnung: In South Dakota und Nevada stiegen die Todesfälle weiter an.
Fentanyl bleibt die größte Gefahr
Trotz der positiven Entwicklung bleibt die Gefahr durch Fentanyl enorm hoch. Rund 48.500 Todesfälle im Jahr 2024 werden mit dem synthetischen Opioid in Verbindung gebracht. Fentanyl ist nicht nur extrem potent – bereits wenige Salzkörner können tödlich sein – sondern auch weit verbreitet: Es wird häufig in andere Drogen wie Meth, Kokain oder Heroin gemischt, ohne dass Konsument:innen davon wissen.
Dr. Allison Lin, Suchtexpertin an der University of Michigan, warnt: „Dieser Erfolg ist hart erkämpft. Jetzt müssen wir verstehen, welche Maßnahmen wir langfristig fortführen müssen.“
Politische Strategien im Kampf gegen die Krise
Die Bekämpfung der Überdosis-Epidemie ist auch ein politisches Thema. Ex-Präsident Joe Biden hat den Zugang zu Naloxon und Fentanyl-Teststreifen für die Bevölkerung erweitert und Milliarden in die psychische Gesundheitsversorgung investiert. Diese Maßnahmen scheinen erste Erfolge zu zeigen.
Auch Donald Trump setzte sich während seiner Amtszeit gegen den Drogenschmuggel ein und kritisierte insbesondere Kanada und Mexiko für unzureichende Kontrollen. Gleichzeitig schlug er jedoch vor, die Finanzierung von Schulungsprogrammen für Ersthelfer:innen zu kürzen – ein Schritt, der von Fachleuten kritisch gesehen wird.
Prof. Robert Valuck von der University of Colorado erklärt, dass die Pandemie den Drogenkonsum befeuert habe. Jetzt, da die Pandemie vorbei ist, seien die Zahlen wieder auf dem erwarteten Niveau. Dennoch bleibe die Bedrohung durch Fentanyl akut.
Warum die Gefahr bleibt
Trotz des Rückgangs der Todesfälle ist die Situation nicht entschärft. Die Zahl der tödlichen Überdosen pro Vorfall hat sich aufgrund der Stärke von Fentanyl fast verdoppelt: Früher kam auf 5,5 Überdosen ein Todesfall – heute ist es bereits jede 2,5.
„Der Drogenmarkt ist kein neues Problem“, sagt Valuck. „Das Gefährliche ist die steigende Potenz der Substanzen.“ Vor allem für Menschen, die auf der Straße Drogen kaufen, sei die Gefahr größer denn je.
Ein Hoffnungsschimmer – aber kein Grund zur Entwarnung
Der deutliche Rückgang der Drogentoten ist ein wichtiger Erfolg im Kampf gegen die Überdosis-Epidemie. Doch die Gefahr durch Fentanyl bleibt hoch. Langfristige Präventionsstrategien, die Verfügbarkeit von Hilfsmitteln wie Naloxon und ein breites Angebot an Therapieplätzen sind entscheidend, um weitere Erfolge zu sichern.
Die Herausforderung besteht darin, die erzielten Fortschritte aufrechtzuerhalten und gleichzeitig flexibel auf neue Entwicklungen zu reagieren – denn die Drogenkrise bleibt ein dynamisches und hartnäckiges Problem.
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