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Die Schatten Russlands zwingen Europa zur Ehrlichkeit: Die Gefahr eines Krieges ist wieder real

wynpnt (CC0), Pixabay
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Die Vorstellung eines Krieges in Europa galt lange als überwunden – eine dunkle Episode der Geschichte. Doch seit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat sich die Sicherheitslage dramatisch verändert. Immer mehr Experten warnen: Die Bedrohung durch Russland ist real – und Europa ist nicht ausreichend vorbereitet.

Vor wenigen Wochen trafen sich Verteidigungsexperten, Regierungsvertreter, NATO-Offizielle und Analysten in London, um die Bereitschaft Europas auf einen möglichen militärischen Konflikt zu bewerten. Das Ergebnis war ernüchternd: Europa ist derzeit nicht in der Lage, einen Krieg zu gewinnen – geschweige denn, sich effizient zu verteidigen.

Was zunächst wie Panikmache klingt, basiert auf der Einschätzung vieler Geheimdienste und militärischer Planer: Russland bereitet sich strategisch auf eine mögliche Konfrontation mit der NATO vor. Ziel der Analyse war nicht die Kriegsbegeisterung, sondern die Abschreckung: Europa müsse glaubwürdig zeigen, dass es im Ernstfall gewinnen kann, um einen Krieg zu verhindern.

Hybride Angriffe – der Krieg hat längst begonnen

Während ein direkter Angriff auf NATO-Staaten bislang ausblieb, ist Russland laut Sicherheitsexperten längst in einer Phase der sogenannten hybriden Kriegsführung. Sabotageakte, Cyberangriffe, Desinformationskampagnen und gezielte Störungen kritischer Infrastruktur häufen sich. Russische Drohnen verletzen regelmäßig den Luftraum der NATO-Staaten, GPS-Systeme in den baltischen Staaten werden gestört, Stromnetze angegriffen.

Diese Form des schleichenden Angriffs sorgt bereits in Teilen Europas für Unruhe. Besonders in osteuropäischen Staaten wie Polen oder den baltischen Ländern ist das Bewusstsein für die Bedrohung deutlich ausgeprägter. Öffentliche Schutzräume werden vorbereitet, Bevölkerungsschutzmaßnahmen reaktiviert, Freiwilligentrainings eingeführt.

Militärische Szenarien rücken näher – Warnungen aus der Politik

NATO-Generalsekretär Mark Rutte warnte bereits, dass Russland innerhalb von fünf Jahren militärisch gegen die NATO vorgehen könnte. Auch deutsche Sicherheitsdienste gehen davon aus, dass Russland bis spätestens 2029 die Option eines Krieges gegen NATO-Staaten offenhält. Der russische Präsident Wladimir Putin selbst erklärte im Dezember, Russland sei „jetzt bereit“, sollte Europa „den Krieg wollen und beginnen“.

Die baltischen Staaten rechnen sogar mit einem möglichen Angriff bis 2027. Diese Einschätzungen führten zur Entwicklung neuer NATO-Verteidigungspläne für Osteuropa – doch laut Experten sind diese Pläne nur auf dem Papier vorhanden. Die politische Umsetzung sei zögerlich, realistische Ressourcen fehlten.

Europa im Wandel – aber zu langsam

Viele Regierungen haben begonnen, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen. NATO-Zahlen zeigen, dass mittlerweile 31 der 32 Mitgliedsstaaten das Ziel von 2 % des BIP für Verteidigung erreichen – ein starker Anstieg seit 2021. Einige Länder, wie Schweden, Finnland, Litauen oder Lettland, haben sogar die Wehrpflicht wiedereingeführt oder bauen Programme zur zivilen Verteidigung auf.

In Westeuropa dagegen fehlt oft der politische Mut, diese Entwicklungen öffentlich zu kommunizieren. Viele Regierungen scheuen sich, den Bürgerinnen und Bürgern reinen Wein einzuschenken: Dass Verteidigungsausgaben steigen müssen, dass der Frieden nicht selbstverständlich ist und dass unter Umständen auch persönliche Opfer nötig sein könnten.

Ein französischer General löste kürzlich Empörung aus, als er in einer Rede sagte, Frankreich müsse „bereit sein, seine Kinder zu verlieren“, um sich gegen Russland zu verteidigen. In vielen Ländern würde eine solche Aussage auf massiven Widerstand treffen – doch sie spiegelt die Realität, auf die sich Europa zubewegen könnte.

Ein neues Denken ist gefragt

Sicherheitsexperten fordern daher nicht nur mehr Geld, sondern auch einen Mentalitätswandel. Der Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg hat zu einem gefährlichen Gefühl der Unverwundbarkeit geführt. Verteidigung wurde jahrzehntelang vernachlässigt, das Militär in vielen Ländern eher belächelt als ernst genommen.

Doch mit einem zunehmend aggressiven Russland, einer ungewissen Rolle der USA unter Trump und weltweiten Instabilitäten steht Europa an einem Wendepunkt. Die Illusion, dass es keinen Krieg mehr auf europäischem Boden geben kann, ist vorbei.

Was jetzt nötig ist, sind politische Klarheit, Investitionen in Verteidigung und Zivilschutz – und ein offener Dialog mit der Bevölkerung über das, was auf dem Spiel steht: nichts Geringeres als die Freiheit, Stabilität und Sicherheit des europäischen Kontinents.

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