Das Internet verändert die Welt – und das menschliche Gehirn. Computerspielabhängigkeit – Schädigungen mit Auswirkungen auf den orbitofrontalen Kortex sind nachgewiesen.

Internet Gaming Disorder ist ein weltweit wachsendes Gesundheitsproblem. In einer Studie haben Forscher untersucht, wie das Spielen eines populären Online-Computerspiels über einen Zeitraum von sechs Wochen hinweg die Hirnstruktur beeinflusst (Montag, Christian, Leitender Professor der Abteilung Molekulare Psychologie an der Universität Ulm2017). Es stellt sich die Frage, welche Verantwortung bei Eltern für ihre Kinder – und sich selbst – aufgerufen wird, wenn sie diese Form des Spielens fördern. Dabei bleibt noch die Recherche offen, ob Online-Computerspiele oder alle über Computer, Nintendo vorliegenden Angebote betroffen sind.

Die Wissenschaftler zeigen in einer prospektiven Studie, dass eine Stunde tägliches Spielen des Online-Spiels „World of Warcraft“ (WoW) zu einer Abnahme des Hirnvolumens im orbitofrontalen Kortex führt. Die daraus resultierenden negativen Auswirkungen auf Emotionsregulation und Entscheidungsfindung sind nachgewiesen. Diese Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Sie erfolgte in Kooperation der Professoren Montag (vgl. ebda.) und Becker (vgl. Becker, Benjamin;  neuSCAN-Forschungsgruppe – University of Electronic Science and Technology, Chengdu im Norden Chinas). Der Verfasser hat in eigenen Vorträgen eine Gruppe aus Tsingtau im Osten Chinas mit kommunaler Anstellung zu Entwicklungen und Forschungen befragt. Tsingtau soll mit seinen Organisationsformen ähnlich führend oder überlegen sein. Auf den deutschen Hintergrund der Stadt Tsingtau und die mit Deutschen gestalteten Forschungen wurde verwiesen.

Spielen für die Wissenschaft

Für die Längsschnittstudie mit 119 Teilnehmern wurden Untersuchungsgruppen mit 41 Spielern (mit „Gaming-Erfahrung“) und 78 („Game-Neulinge“ ohne nennenswerte Internet- oder Online-Spiel-Vorkenntnisse) gebildet. Ein Teil der Neulinge sollte über sechs Wochen lang täglich mindestens eine Stunde WoW spielen, der andere bildete eine Kontrollgruppe und spielte in dieser Zeit nicht. Mögliche Effekte auf die Hirnstruktur wurden zu Beginn und zum Ende der Tests mit struktureller Magnetresonanztomografie-(MRT)-Scan untersucht.

Während des Untersuchungszeitraums nahm in der Gruppe der Spieler die graue Substanz im orbitofrontalen Kortex (OFC) ab. Dort, dem Frontallappen des menschlichen Gehirns, werden Emotionen und Entscheidungen kontrolliert. Diese Erkenntnisse weisen auf neuroplastische Prozesse hin. Das  Gehirn hat die Fähigkeit, sich durch Lernprozesse zu verändern. Das Erlernen eines Musikinstrumentes nimmt Einfluss auf Hirnareale, in denen die Motorik der Hände gesteuert wird. Computerspielen von WoW führt zur assoziierten Reduktion des Hirnvolumens im orbitofrontalen Kortex. Diese Reduktion könnte mit einer schlechteren Emotionsregulation und Entscheidungsfindung einhergehen (vgl. Forschungen Montag ebda.).

Für Verfasser und Leser wird die Besorgnis aufgerufen, die generell auf Computerspiele aufmerksam macht. Hirnstrukturelle Veränderungen ließen sich nach sechs Wochen nachweisen. Wird bei den Betrachtungen an dieser Stelle innegehalten, stellen sich Fragen an die Psychologie.

Wie sind die positiven Hintergründe der von Kindern aufgenommenen Spiele mit einfachen Gegenständen zu interpretieren? Wie kann das mit den o. b. Ergebnissen in Einklang gebracht werden? Sind Kinder und Erwachsene nun gehalten ihre Gewohnheiten mit Computerspielen zu prüfen? Welche Schäden – außer den mit den o. b. Untersuchungen ermittelten – können auf Betroffene zukommen? Sind die – oft scherzhaft angeführten – maximal 45 Minuten pro Tag für Engagements in Computerspielen in ihrer Relevanz zu überprüfen?

Zusammenhang zwischen Volumen der grauen Substanz und Suchttendenz

Die Vorgaben der genannten Studien wurden bei Beginn gestellt. Ein MRT-Scan hat den orbitofrontalen Kortex (OFC) von Spiel-Neulingen mit den „Langzeit-WoW-Spielern“ verglichen. Bei den Erfahrenen Spielern wurde ein geringeres Volumen nachgewiesen. Dieses ging mit höheren Suchttendenzen einher. Die Wissenschaftler überprüften in ihren fortschreitenden Forschungen, ob dieses reduzierte Hirnvolumen im OFC Folge oder Voraussetzung für Computerspielabhängigkeit bzw. Internetsucht sind. Es war zu verzeichnen, dass reduziertes OFC-Volumen Folge von Internet Gaming darstellen könnte.

Für das Spiel „World of Warcraft“ hatten sich die Forscher wegen dessen großer Verbreitung und seines hohen Bekanntheitsgrades entschieden. Dieses Fantasy-Spiel wird bei Kritikern als im Hinblick auf Computerspielsucht mit Relevanz gesehen. In der Studie sollte an Beispielen gezeigt werden, dass Internet-Gaming Spuren im Gehirn hinterlassen kann. Bei anderen Spielen könnten ähnliche Beobachtungen festzustellen sein. Die Versuche dazu bleiben abzuwarten (vgl. Montag ebda.).

Die Überlegungen zu den vorangegangen Darstellungen beenden die Problemstellung nicht. Die Menschheit lebt mit den Entwicklungen der Digitalisierung ohne zu wissen, dass diese für das analoge Leben der meisten irgendwann nicht mehr direkt relevant sein und subaltern geregelt sein wird. Spiele aus der Jugend bewirken bei Menschen Verhalten und Emotionen. Fairness hat ihren Anteil daran. Computerspiele sollen damit – online oder offline – den OFC beeinflussen. Dessen Substanz und Kompetenz werden mit Auswirkungen auf das individuell betroffene Leben eines Menschen vermindert. Problemstellungen in der Zukunft sind vorprogrammiert – ein eigenes nicht beeinflussbares „Spiel“, das in der „Spieletheorie“ auf Bezug untersucht werden sollte!

Sollten unsere Kinder irgendwann beeinflusst werden eigene Gehirnschäden zu recherchieren, werden sie auf mögliche Auswirkungen von Computerspielen treffen. Sie werden sich an die rechtliche Möglichkeit des Schadensersatzes erinnern oder daran erinnern lassen. Hier kann das aktuell propagierte „Amerika first“ greifen. Dort könnten erwachsene Kinder aufgrund ihrer Erziehungsvorgaben als erste auf die Idee kommen ggf. missliebige Eltern auf Schadensersatz zu verklagen. Ein Grund könnte die Verschiebung der Gewichtung von Anteilen an der Erbschaft sein.

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