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China schlägt zurück: Strafzölle auf US-Produkte – Handelskrieg oder geopolitisches Theater?

StockSnap (CC0), Pixabay
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Der wirtschaftliche Schlagabtausch zwischen den USA und China erreicht eine neue Eskalationsstufe. Nachdem Washington seine Strafzölle auf chinesische Importe drastisch erhöht hatte, schlägt Peking nun mit einer gut kalkulierten Vergeltungsmaßnahme zurück: Zusätzliche Zölle auf landwirtschaftliche US-Produkte sind offiziell in Kraft getreten.

Laut einer Mitteilung des chinesischen Finanzministeriums trifft es diesmal vor allem Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle, die nun mit 15 Prozent zusätzlichen Abgaben belegt werden. Auch Schweine- und Rindfleisch, Obst, Gemüse und Milchprodukte werden mit zehn Prozent Aufschlag für chinesische Importeure verteuert. Damit setzt Peking gezielt auf eine empfindliche Schwachstelle der US-Wirtschaft: die stark exportorientierte Agrarindustrie.

Politische Vergeltung oder wirtschaftliche Notwendigkeit?

Diese Strafzölle kommen nicht aus dem Nichts. Die USA hatten zuvor eine Erhöhung ihrer Importzölle auf eine Vielzahl chinesischer Produkte beschlossen, offiziell als Schutzmaßnahme für die heimische Industrie. Peking sieht das jedoch als wirtschaftspolitischen Angriff, der die chinesische Exportwirtschaft bewusst schwächen soll. Die aktuelle Gegenmaßnahme Chinas ist daher weniger eine wirtschaftliche Notwendigkeit als vielmehr eine symbolische Machtdemonstration, die Washington spüren lassen soll, dass China sich nicht widerstandslos unterordnen wird.

Doch hinter der politischen Inszenierung stehen auch handfeste wirtschaftliche Konsequenzen, die auf beiden Seiten zu spüren sein werden.

Die Auswirkungen auf die USA: Ein Schlag ins Herz der Landwirtschaft

Für die US-amerikanischen Landwirte ist diese Entscheidung ein herber Rückschlag. China zählt zu den größten Abnehmern von US-Soja, Mais, Fleischprodukten und Baumwolle. Durch die neuen Zölle werden chinesische Importeure gezwungen, Alternativen zu suchen, beispielsweise in Südamerika oder Europa. Das bedeutet für viele US-Farmer: Sinkende Absatzmärkte, mehr Konkurrenzdruck und im schlimmsten Fall finanzielle Einbußen.

Ironischerweise stehen viele Landwirte in den von den Zöllen besonders betroffenen US-Bundesstaaten politisch hinter der Regierung von Präsident Biden – doch ob sich die wirtschaftliche Belastung noch länger mit patriotischer Geduld aushalten lässt, ist fraglich. Schon während der Handelskonflikte der Trump-Ära mussten Milliardenbeträge in Subventionen fließen, um die betroffenen Landwirte ruhigzustellen. Wie lange kann sich die US-Regierung diesen Kurs leisten, ohne den Unmut der Agrarlobby zu riskieren?

Die Auswirkungen auf China: Eigene Versorgungssicherheit in Gefahr?

Auch China könnte sich mit dieser Maßnahme keinen Gefallen tun. Die Volksrepublik ist in vielen Bereichen noch immer auf US-Importe angewiesen. Vor allem im Bereich Hochwertfleisch, Sojabohnen und landwirtschaftliche Spezialprodukte sind US-Lieferungen von strategischer Bedeutung. Zwar bemüht sich Peking seit Jahren darum, seine Abhängigkeit von den USA zu reduzieren, indem es verstärkt auf Südamerika, Australien und Europa als alternative Lieferanten setzt, doch diese Umstellung ist noch längst nicht abgeschlossen.

Das bedeutet: Während China die USA mit höheren Zöllen bestrafen will, schadet es womöglich auch der eigenen Versorgungssicherheit. Sollte es beispielsweise zu Ernteausfällen in anderen Lieferländern kommen oder sich die geopolitischen Spannungen mit alternativen Exportstaaten verschärfen, könnte China sich in eine gefährliche wirtschaftliche Sackgasse manövrieren.

Wer blinkt zuerst?

Die große Frage bleibt: Wer gibt zuerst nach?

Werden die USA ihre Landwirte weiter mit Finanzhilfen beruhigen, während sie China wirtschaftlich unter Druck setzen? Oder wird China feststellen, dass der Verzicht auf US-Importe mehr Probleme verursacht, als er löst?

Bisher hält keine der beiden Seiten viel von Zugeständnissen. Vielmehr erleben wir einen Eskalationswettlauf, bei dem sich Washington und Peking gegenseitig überbieten, um nicht als Verlierer dazustehen. Der Konflikt ist längst nicht mehr nur ein wirtschaftlicher Disput – er ist zu einem Machtkampf um geopolitischen Einfluss und wirtschaftliche Vormachtstellung geworden.

Fazit: Wer bezahlt am Ende die Rechnung?

In diesem politischen Zoll-Poker sitzen die beiden größten Wirtschaftsnationen der Welt fest am Tisch – doch es sind weder die US-Regierung noch die chinesische Führung, die letztlich die Rechnung zahlen werden. Die wahren Verlierer sind die Landwirte, Unternehmen und Verbraucher, die mit höheren Preisen, unsicheren Märkten und wirtschaftlichen Einbußen zu kämpfen haben.

Während Politiker in Washington und Peking ihre wirtschaftlichen Muskelspiele austragen, könnte es am Ende der normale Bürger sein, der die Kosten dieser Strafzölle zu spüren bekommt – sei es durch teurere Lebensmittel in China oder durch sinkende Einkommen und Arbeitsplatzverluste in den USA.

Doch warum einen Handelskrieg beenden, wenn man stattdessen mit immer neuen Zollmaßnahmen beweisen kann, dass man wirtschaftlich „die Oberhand“ hat? Die nächste Runde in diesem absurden Wirtschaftstheater ist garantiert – also lehnen wir uns zurück und warten auf die nächste Eskalation.

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