Brett Kavanaughs Bewerbung um einen Posten als Richter – wie man Menschen zerstört und einen Neuanfang unmöglich macht

Das ist wirklich brutal für alle Beteiligten: Da gibt es einen Mann, der verheiratet ist und Kinder hat und mitten im Leben steht, und dann gibt es eine Frau, die verheiratet ist und Kinder hat und mitten im Leben steht. Die beiden sind jetzt Anfang 50 Jahre alt und kennen sich seit über dreißig Jahren.

Der eine will einen Karriereschritt machen und die andere geht an die Öffentlichkeit und erzählt, dass der Mann sie vor über dreißig Jahren versucht habe, zu vergewaltigen. Das ganze endet in einem Showdown, in dem jeder der weltweit interessierten Öffentlichkeit seine Version vorstellt, da beide vor einem Gremium aussagen.

Die versuchte Vergewaltigung bei einer Party ist schrecklich und durch nichts und niemanden zu entschuldigen. Ob wir aber von dem amerikanischen Rechtssystem lernen können, ist doch sehr zweifelhaft. In Deutschland gilt:

  1. wer etwas in der Öffentlichkeit behauptet, muss es im Zweifel beweisen.
  2. Strafanzeigen sind möglich und werden bearbeitet.
  3. die Öffentlichkeit wird bei Strafanzeigen erst einmal nicht einbezogen, da die Staatsanwaltschaft vertraulich ermittelt.
  4. erst nach Anklageerhebung (also bei einem Mindestverdacht) durch die „objektivste Behörde der Welt“ wird ein öffentliches Verfahren durchgeführt.
  5. das Gericht kann die Öffentlichkeit einschränken bei krassen Fällen und muss die Öffentlichkeit ausschließen, wenn Täter oder Opfer noch nicht erwachsen waren.
  6. die Presseorgane dürfen nur vorsichtig berichten und müssen ggf. Schadenersatz zahlen, wenn sie es übertreiben.
  7. nach einem gewissen Zeitablauf ist eine Straftat verjährt (außer bei Mord).
  8. das deutsche Strafrecht kennt einen Täter-Opfer-Ausgleich und versucht, Rechtsfrieden zu schaffen.

Unser System ist nicht perfekt, versucht aber die Wahrheit herauszufinden und Täter und Opfer als Menschen mit einer Würde zu achten. Irgendwie ist es geschmacklos, dass die weltweite Öffentlichkeit sich an den Details weiden kann und sich genüßlich im Sessel zurücklehnt und niemand an die Anvertrauten der Kontrahenten denkt oder gar an die Frage: Könnte es einen Neuanfang geben?

Die Aufarbeitung der Tat (falls es sie gegeben haben sollte) ist schwer belastet. Besser jedenfalls ist die Welt nicht geworden…

One Comment

  1. Herrmann Fürter Freitag, 28.09.2018 at 21:30 - Reply

    Man hat es ja im Fall Kachelmann gesehen. Der gute Mann war sogar in U-Haft und nun bekommt er gerichtlich hunderttausende€ Schadensersatz zugesprochen.
    Behaupten kann man gar viel. Und mit Vorverurteilungen bis hin zum Rufmord, ist die vereintee Systempresse auch gleich mal zur Stelle.
    Traurig traurig sowas !

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