Kaum ist in Australien das Social-Media-Verbot für unter 16-Jährige in Kraft, bricht für einige Influencer das Ende der digitalen Welt an. Ihre schlimmste Befürchtung ist eingetreten: Sie werden weniger angeschaut, weniger geliked – und ganz, ganz schlimm – weniger bezahlt.
„Mein Video hatte nur noch 10.000 Views statt 100.000!“, klagt TikTok-Comedian Josh Partington, 29, fassungslos, als hätte ihm jemand das WLAN durchgeschnitten. „Das ist sehr ungewöhnlich für mich.“
Ach was. Vielleicht, weil ein Drittel der Menschheit plötzlich nicht mehr zuschauen darf?
Zehn Plattformen, null Teenager – Apokalypse auf TikTok
Seit Mittwoch heißt es in Down Under: „Bye-bye, Teenies!“ TikTok, Instagram, YouTube & Co. sind für Kinder unter 16 gesperrt. Die Plattformen müssen jetzt nicht nur Content moderieren, sondern auch verhindern, dass Kevin (15) sich mit VPN wieder reinschleicht. Viel Spaß.
Inzwischen irren Influencer und ihre Like-Zähler durch eine Welt ohne pubertäre Dopaminjunkies. Besonders betroffen: alle, deren Businessmodell auf der Aufmerksamkeitsspanne eines Goldfischs beruht.
Follower-Wegfall: „Sie sind einfach… weg“
Harry Kirby, Indie-Musiker mit 180.000 Followern, ringt um Worte:
„Ich habe über 1.000 Follower verloren. Sie sind verschwunden.“
Fast schon poetisch. Wie ein Songtext. Vielleicht gleich aufnehmen?
Auch Influencer Mitch Dale ist bestürzt: Er hatte seine TikTok-Uploads strategisch immer nach Schulschluss gepostet – wenn die Zielgruppe zuverlässig mit Chipskrümeln auf dem Hoodie am Handy klebte. Jetzt muss er umdisponieren. Vormittags posten? An Erwachsene? Wie… unangenehm.
Mailinglisten und MySpace-Renaissance
Einige Influencer versuchen das Undenkbare: Sie setzen auf Newsletter. Also E-Mails. Wie in der Steinzeit. Andere weichen auf alternative Plattformen aus – irgendwo da draußen gibt es sicher noch einen Social-Media-Dinosaurier, der keine Altersbeschränkung hat. Vielleicht wird StudiVZ reanimiert.
Klagen, Kämpfen, Krokodilstränen
Die Regierung freut sich: 200.000 Teenager-Konten auf TikTok wurden gelöscht. Influencer trauern öffentlich. Zwei 15-Jährige haben sogar Klage gegen das Verbot eingereicht – unterstützt von einer NGO, die sich für digitale Freiheit einsetzt. Sie berufen sich auf das Recht auf „freie politische Kommunikation“. Oder: das Recht auf Katzenfilter und Lip-Syncs als demokratische Grundsäule.
Rechtskundige erwarten allerdings wenig Erfolg. Das Höchstgericht wird erst 2026 entscheiden. Bis dahin bleibt Teenagern nur das gute alte analoge Leben: Schule, Sport, echte Freunde, Hobbys – ein Schock für alle Beteiligten.
Influencer-Fazit: Panik, Plan B oder „Wer bin ich ohne Likes?“
Während die einen die Werbeeinnahmen dahinschmelzen sehen wie ein Frappuccino in der Sonne, geben sich andere wie Josh Partington tapfer:
„Ich bin zuversichtlich, mich anpassen zu können.“
Vielleicht entdeckt er bald eine neue Zielgruppe: Menschen mit Führerschein und Medienkompetenz.
Bleibt nur noch eine Frage: Was passiert, wenn man Influencern das Internet nimmt?
Die Antwort sehen wir in den nächsten Wochen – live auf ihrem neuen Substack.
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