Donald Trump war einst als Isolationist angekündigt – als Präsident, der sich auf das Wohl Amerikas konzentrieren, sich aus ausländischen Konflikten heraushalten und „America First“ zur Maxime machen wollte. Doch im zweiten Amtsjahr seiner zweiten Amtszeit zeigt sich ein anderes Bild: Trump greift immer stärker global ein – politisch, wirtschaftlich, militärisch – oft zum eigenen Vorteil.
Der Präsident hat die Finger in vielen internationalen Konflikten:
- In Gaza droht er Hamas mit Entwaffnung.
- In Venezuela lässt er Speedboote „neutralisieren“ – Teil eines in den USA umstrittenen Anti-Drogen-Kriegs.
- In Argentinien kündigt er ein Wirtschaftshilfspaket in Höhe von 20 Milliarden Dollar an – allerdings unter der Bedingung, dass die Wähler dort seinen rechtsgerichteten Verbündeten Javier Milei unterstützen.
- Gleichzeitig denkt er laut darüber nach, Ukraine mit US-Marschflugkörpern auszustatten, obwohl das einen direkten Konflikt mit Russland riskieren könnte – den er selbst zuvor stets vermeiden wollte.
Trump inszeniert sich als Macher, Dealmaker, geopolitischer Strippenzieher – und entfernt sich damit immer weiter von den Grundprinzipien der America-First-Bewegung, die ihn einst an die Macht brachte.
Der Präsident als globaler Akteur – und Ego-Stratege
Obwohl Trump auf Wahlveranstaltungen weiterhin nationale Slogans wie „America First“ betont, agiert er international zunehmend nach dem Prinzip „Trump First“. Seine Außenpolitik folgt dabei selten festen Ideologien – sondern vor allem seinem persönlichen Machtinstinkt.
Mal ist er der harte Militärstratege, dann wieder der spontane Vermittler, wie beim überraschenden Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas. Und manchmal ist er einfach der Entertainer, der bei Pressekonferenzen gegen alles und jeden austeilt – egal ob gegen Joe Biden, Kamala Harris oder den Bürgermeister von New York.
Sein Ziel: Ein Platz unter den großen Namen der Weltgeschichte – inklusive Nobelpreis und Denkmal, wenn möglich.
Was bedeutet „America First“ heute?
Der Begriff „America First“ stammt ursprünglich von einer Bewegung, die sich im Zweiten Weltkrieg gegen das Eingreifen der USA positionierte – in heutiger Verwendung oft missverstanden. Trump jedoch hat das Konzept nie als Isolationismus verstanden, sondern als eine Absage an multilaterale Organisationen und klassische Bündnispolitik.
Er bevorzugt Deals auf Augenhöhe – oder besser: Deals, in denen die USA diktieren können. Sein Auftreten bei den Vereinten Nationen war stets geprägt vom Bekenntnis zur nationalen Souveränität über internationale Kooperation.
In der Realität bedeutet das heute:
- Wirtschaftshilfe nur gegen politische Loyalität.
- Militärische Aktionen ohne parlamentarische Kontrolle.
- Ein „Wiederaufbau“ Gazas mit wirtschaftlichem Fokus – auch, um seltene Erden und Rohstoffe zu sichern, an denen China zunehmend Interesse zeigt.
Gefährliche Gratwanderung
Ein Paradebeispiel dieser Entwicklung: Trumps Auftritt mit Javier Milei, dem argentinischen Präsidenten, der als „MAGA-Version Südamerikas“ gilt. Trump bezeichnet ihn als „einen von uns“ und koppelt milliardenschwere Hilfe an seinen Wahlerfolg – eine Form internationaler Einflussnahme, die in anderen Amtszeiten einen Skandal ausgelöst hätte.
Auch in Venezuela nutzt Trump militärische Gewalt gezielt zur Destabilisierung des Maduro-Regimes – offiziell zur Bekämpfung des Fentanyl-Schmuggels, inoffiziell aber Teil einer Strategie zur Neuausrichtung des westlichen Einflussbereichs.
Fazit: Trumps Weltordnung – instinktiv, persönlich, machtgetrieben
Ob in Gaza, Caracas oder Buenos Aires – Trumps Außenpolitik ist weniger außenpolitisch als selbstzentriert. Sie folgt keinem strategischen Plan, sondern einem persönlichen Narrativ von Stärke, Revanche und Kontrolle. Oft geht es nicht um Amerika – sondern um das Bild, das Trump von sich selbst in der Welt hinterlassen will.
Ob seine eigene Anhängerschaft diesen Kurs mitträgt – besonders, wenn es zu militärischen Einsätzen kommt – bleibt offen. Doch eines ist klar: Der Slogan „America First“ hat seine Bedeutung längst verändert.
Heute lautet er: Trump First.
Kommentar hinterlassen