2.000 Euro am Tag mit der „Centuren App“? Lassen Sie sich darauf NICHT ein!

Published On: Dienstag, 31.01.2017By Tags: , ,

Seit kurzem findet man im Internet einen neuen „Anbieter“, der behauptet, seinen Usern mit einer App bis zu 2.000 Euro Verdienst täglich zu ermöglichen – und das völlig kostenlos! Nun, wer kann bei diesem Angebot schon nein sagen? Wenn es uns nichts kostet, probieren wir es doch einfach einmal aus!

Alles beginnt damit, dass man auf der Internetseite (centurenapp.com) folgendermaßen begrüßt wird: „DAS ZUSAMMENLAUFEN VON FINANZ- UNDINNOVATIVEN TRADING-ALGORITHMEN VERSCHAFFTUNSEREN ONLINE-USERN €2,000 TÄGLICH!“ (Zeichensetzung wie im Original) Rechts oben zählt ein Countdown von 49 herunter, um uns freundlich daran zu erinnern, dass wir uns schleunigst anmelden sollen, da die Zahl der verfügbaren Apps limitiert sei. Seltsamerweise sinkt die Zahl nie unter „1“, egal, wie lange ich auch auf einen Rauswurf o.ä. Spektakuläres warte. Unter einem Werbevideo des menschenfreundlichen „App-Entwicklers“ Frank Shuster (bei YouTube übrigens erst am 15. Januar eingestellt und nicht gelistet, was bedeutet, dass nur User mit einem Link darauf Zugriff haben), bei denen einzelne Wortgruppen seltsam farblich akzentuiert oder mit unregelmäßigen Abständen versehen sind, kommen vier „Kunden“ zu Wort in der Rubrik: „DAS SAGEN ANDERE ÜBER UNS“ – nur Gutes, versteht sich. Was anderes haben wir auch nicht erwartet!

Darunter lernen wir endlich den „App-Entwickler“ Frank Shuster kennen. Dieser habe vor mehr als drei Jahre die App entwickelt, um seinen „Kunden Profit zu garantieren. Die Centuren App besteht aus den intelligentesten und fleißigsten Menschen aus der ganzen Welt, die durch Trading Millionen von Euro erwirtschaftet haben. Wir haben unsere Tradingstrategien und Software perfektioniert, um jedem einzelnen Mitglied der Centuren App ein Minimum von €2000 pro Tag zu ermöglichen. Erst vor Kurzem haben uns Marktregulatoren die Erlaubnis erteilt, eine kleine Anzahl von neuen Mitgliedern zur Teilnahme an der Centuren App einzuladen. Sie sind in der privilegierten Situation, eine dieser Personen zu sein. Dies ist eine private Einladung zur Teilnahme an der Centuren App und dem von ihr abgeworfenen Profit. Bitte teilen Sie diese Information daher mit niemandem. Tragen Sie Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse in das obige Formular ein und wir sehen uns im Mitgliederbereich, wo Sie mit der Centuren App beginnen können.“

Ich bin etwas überrascht, dass diese Information mit niemandem geteilt werden sollen, da ich doch – und das mit Sicherheit nicht als einziger – durch eine (Spam-)Mail auf dieses Ausnahmeprogramm hingewiesen wurde. Also bitte, wenn Sie das hier lesen, verraten Sie es keinem weiter!

Doch bevor wir der freundlichen Einladung folgen, sei noch schnell erwähnt, dass die Seite mit acht vermeintlich authentischen Einträgen auf der Social-Media-Plattform Nummer 1 hinsichtlich des Erfolgs der App (muss ich extra erwähnen, dass es dort keine Seite der App gibt?) und folgendem Hinweis endet: „Informationen auf dieser Seite: Das Centuren App Werbevideo ist fiktiv und wurde produziert, um das Potential von Centuren App gegenüber Drittherstellersoftware aufzuzeigen. Es wurden Schauspieler eingesetzt, um diese Chance zu präsentieren und es sollte zum Zwecke der Unterhaltung angeschaut werden. Wir garantieren kein Einkommen oder Erfolg. Darüber hinaus stellen beispielhafte Resultate im Video und überall sonst auf dieser Webseite kein Anzeichen für zukünftigen Erfolg oder Einnahmen dar. Centuren App – Alle Rechte vorbehalten@“

Dass es kein Impressum gibt, ist sicher nur ein unbeabsichtigter Fehler. Aber wer so hehre Ziele verfolgt wie Herr Shuster, nämlich uns reich zu machen, dem kann man das mal verzeihen. Auch, dass Kontaktinformationen fehlen und die angezeigten Bilder aus den Tiefen des Internets zusammengeraubt sind.

Nun ja, der erste Eindruck ist also „vielversprechend“. Schnell mittels einer Wegwerf-E-Mail-Adresse angemeldet und kurz darauf lande ich auf einer Übersichtsseite (nun läuft alles über die Seite centurenappsystem.com), die inklusive „Deutsche“ in 12 Sprachen verfügbar ist. Erneut finde ich ein mich begrüßendes YouTube-Filmchen vor – ebenfalls nicht gelistet und bisher (Stand 31.1.2017, 13:15 Uhr) nur viermal angeschaut, d.h. die meisten, die sich auf die Eingangsseite verirrt haben, ließen sich glücklicherweise nicht auf eine Anmeldung ein. Sobald ich auf die diversen Felder klicke, werde ich laufend darauf aufmerksam gemacht, dass mein Konto ja gar nicht aufgeladen sei und ich mindestens 250$ einzahlen müsse.

Warum die sogenannte App kostenlos sei, wird übrigens in den FAQ überraschend offen und ehrlich folgendermaßen begründet: „Es erschien uns nicht fair von Ihnen Geld für unsere Software zu verlangen, stattdessen erhalten wir von den Brokern eine Provision. Denn wir empfehlen Ihnen unsere ausgewählten Broker und erhalten so einen Teil ihrer Provision. Sie können jeden Cent den Sie verdienen auch behalten.“ Wie die App dann auch mein Geld und nicht nur das des „Programmierers“ vermehren solle, wird nirgendwo gesagt. Ich finde lediglich einen Verweis auf den Handelsdienstleister CTOption, der mit binären Optionen arbeitet. Überrascht stelle ich fest, dass ich, wenn ich auf dessen Seite gehe, sofort angemeldet bin! Das heißt, die „Centuren App“ hat meine Anmeldung weitergereicht! Übrigens erfolgte diese Weiterleitung unverschlüsselt, d.h. mein Nutzername und mein Passwort waren in dem Link sichtbar enthalten.

Also, was ist nun der Sinn dieses Aufwandes? Sobald ich eine Einzahlung tätige, verdient der Vermittler, d.h. in diesem Fall die „Centuren App“, eine Provision von CTOption! Die App handelt also gar nicht selbsttätig wie behauptet, sondern vermittelt nur. Ob eventuell irgendwelche Statistiken meiner Aktivitäten angezeigt werden, kann ich nicht sagen, da ich natürlich kein Geld eingezahlt habe. Direkt gesagt ist es einfach eine Masche, um ahnungslosen Kunden Geld aus der Tasche zu locken. Für denjenigen, der sich darauf einlässt, wird kein Gewinn abfallen, nur für den Vermittler (und natürlich den Broker CTOption). Sollten Sie also eine „Einladung“ zu dieser „App“ erhalten, dies geschieht am häufigsten durch Spam-Mails, ignorieren Sie sie. Selbst wenn Sie bereit sein sollten für den Handel mit binären Optionen, den wir nur Experten empfehlen können, gehen Sie direkt über einen Broker Ihrer Wahl.

One Comment

  1. Dr. Thomas Berrnstein Montag, 20.02.2017 at 09:43 - Reply

    Vielen Dank für diese exzellente und hervorragend recherchiert und dokumentierte Einschätzung.
    Da kann ich mir das sparen, mir diesen Schwachsinn selbst anzuschauen. Von Ihnen habe ich alle Informationen erhalten die ich brauche.
    So präzise und knackig, das liest man selten! Vielen Dank und machen Sie weiter so
    Mit freundlichen Grüßen aus L. E. Dr. Thomas Bernstein

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