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Zement um jeden Preis: Lafarge soll Terroristen bezahlt haben – jetzt droht Ärger

Emphyrio (CC0), Pixabay
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Wenn Terrorismus auf Unternehmenslogik trifft, kommt offenbar ein Geschäftsmodell heraus, bei dem man Zement in der Wüste herstellt – während rundherum gerade ein Kalifat entsteht. Genau das steht dem französischen Baustoffkonzern Lafarge zur Last. Und nein, das ist kein Plot aus einer Netflix-Serie, sondern bittere Realität: Millionenzahlungen an den IS und Al-Nusra – als eine Art Premium-Logistikpaket, damit die Betonmischer auch bei Dschihadisten-Checkpoints durchgewunken werden.

Fünf Millionen Euro für sicheren Durchlass – da kann DHL nicht mithalten. Die französische Staatsanwaltschaft sieht das Ganze weniger kreativ: Sie spricht von Terrorfinanzierung und fordert rund 5,7 Millionen Euro Strafe sowie bis zu acht Jahre Haft für die ehemaligen Lafarge-Manager. Die wollten nämlich mitten im syrischen Bürgerkrieg 2013/14 ihr Zementwerk in Betrieb halten. Schließlich muss Beton fließen, auch wenn rundherum Bomben fallen.

Business as usual – mitten im Bürgerkrieg

„Hier geht es nicht um eine Finanzaffäre, sondern um Terrorismus“, sagt die Staatsanwaltschaft. Ach was! Dabei war doch alles ganz einfach: Man zahlt ein paar Millionen an bewaffnete Gotteskrieger, holt sich ein paar Unterschriften auf einen Passierschein mit Firmenlogo – und weiter geht’s mit der Produktion.
Kundenbindung mal anders.

Dass rund 30 syrische Mitarbeiter nicht evakuiert wurden, während die ausländischen längst im Flieger saßen? Kollateralschaden. Laut einem Bericht liefen sie täglich Gefahr, entführt oder erschossen zu werden. Aber hey – Zement kennt keinen Feierabend.

„Verhaltenskodex verletzt“ – sagt der Konzern

Lafarge selbst sagt inzwischen, das Ganze sei ein „Verstoß gegen den Verhaltenskodex“ gewesen. Na sowas! Als hätte man aus Versehen die falsche Excel-Tabelle verschickt – und nicht an zwei der gefährlichsten Terrorgruppen der Welt gezahlt.

Aber keine Sorge: Keiner der Beteiligten arbeitet heute noch für das Unternehmen. Die Moral wurde also ordnungsgemäß ausgelagert – zusammen mit dem Imageproblem.

Auch in den USA: Beton mit Beigeschmack

In den USA wurde Lafarge bereits 2022 zur Kasse gebeten: Dort gestand der Konzern, rund 6 Millionen Dollar an IS & Co. gezahlt zu haben – ganz offiziell als „Durchfahrtserleichterung“. Die Strafe: 778 Millionen Dollar. Dafür gibt’s dann vermutlich die Premium-Mitgliedschaft im Anti-Terror-Register.

Zementieren um jeden Preis

Der Prozess in Frankreich ist der erste seiner Art – ein echtes Novum: Ein Industriegigant, der nicht nur auf Wachstum, sondern gleich auf geopolitische Zusammenarbeit mit Milizen setzt. Wer braucht schon diplomatische Kanäle, wenn man Betonmischer hat?

Richterin Isabelle Prévost-Desprez und die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft sprechen von einer „systematischen Entgleisung“ – und davon, dass Lafarge die Dschihadisten praktisch als Geschäftspartner akzeptierte.

Aber wie sagte doch ein früherer Konzernsprecher sinngemäß? Man wollte einfach nur das Werk am Laufen halten. Also: Zement first, ethics later.

Urteil kommt – Reue eher nicht

Das Urteil wird für Anfang 2026 erwartet. Bis dahin bleibt unklar, ob sich unter den ehemaligen Führungskräften irgendeine Form von Selbstkritik regt – oder ob das Ganze einfach als „schlecht gelaufene Krisenstrategie“ abgehakt wird.

Was bleibt? Eine Industriesoap, bei der man sich fragt, wie viele Management-Workshops zu unternehmerischer Verantwortung es braucht, bis „Kein Geld an Terroristen“ als Baseline im Code of Conduct auftaucht.

Fazit: Lafarge hat das geschafft, woran viele gescheitert sind: Terrorismus, Globalisierung und Baustoffe in einem Geschäftsmodell zu vereinen. Ob das am Ende Haft oder bloß ein paar peinliche Fußnoten in Nachhaltigkeitsberichten nach sich zieht, entscheidet bald das Gericht.
Aber eines ist sicher: So nachhaltig war Beton noch nie mit Sprengkraft verbunden.

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