In Deutschland leben deutlich mehr Mädchen und Frauen, die von weiblicher Genitalverstümmelung (FGM) betroffen oder bedroht sind, als noch vor wenigen Jahren. Das Bundesfrauenministerium teilte mit, dass mittlerweile rund 123.000 Frauen und Mädchen hierzulande betroffen sind – ein Anstieg um 80 Prozent im Vergleich zu 2017.
Schwere Form geschlechtsspezifischer Gewalt
FGM gilt weltweit als eine der schwersten Formen geschlechtsspezifischer Gewalt. Die Eingriffe führen lebenslang zu schweren gesundheitlichen, psychischen und sozialen Folgen. In Deutschland ist weibliche Genitalverstümmelung strafbar, und zwar auch dann, wenn der Eingriff im Ausland vorgenommen wurde. Mit dieser klaren gesetzlichen Regelung soll verhindert werden, dass Familien ihre Töchter zum Eingriff in andere Länder bringen.
Warum die Zahlen steigen
Die neuen Schätzungen beruhen auf einer Auswertung der Ausländerstatistik. Der deutliche Anstieg lässt sich nach Angaben des Ministeriums vor allem auf drei Faktoren zurückführen:
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Zuwanderung aus Ländern, in denen FGM verbreitet ist.
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Verbesserte Datenerfassung, wodurch Betroffene sichtbarer werden.
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Wachsende Sensibilisierung von Behörden, Beratungsstellen und medizinischem Personal.
Durch diese Entwicklungen können Risiken früher erkannt und Betroffene gezielter unterstützt werden.
Politik und Hilfsorganisationen alarmiert
Frauenrechtsorganisationen und Beratungsstellen sehen in den neuen Zahlen einen dringenden Handlungsauftrag:
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Mehr Schutz und Prävention, etwa durch Aufklärung in Communities.
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Stärkere Unterstützungssysteme für Betroffene.
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Ausbau spezialisierter medizinischer und psychologischer Angebote.
Auch das Bundesfrauenministerium betont, dass Prävention und Opferschutz weiter ausgebaut werden sollen, um gefährdete Mädchen frühzeitig zu erreichen.
Ein globales Menschenrechtsproblem
Weltweit sind nach Schätzungen der WHO über 200 Millionen Frauen und Mädchen betroffen. Die Praxis ist in zahlreichen Ländern verbreitet, obwohl internationale Organisationen sie als Menschenrechtsverletzung einstufen.
Die aktuellen Zahlen aus Deutschland verdeutlichen, dass FGM kein fernes Problem ist, sondern auch hier dringend politische und gesellschaftliche Aufmerksamkeit benötigt.
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