Deutschland, das Land der Dichter, Denker und – Sondervermögen. Während andere Länder ihre Haushalte langweilig und transparent in Budgets verpacken, erfinden wir lieber Paralleluniversen für Staatsgelder, damit es niemand so genau merkt.
Jetzt kommt das nächste Meisterwerk der kreativen Buchführung: 500 Milliarden Euro Sondervermögen – direkt am Bundeshaushalt vorbei und über bis zu zwölf Jahre verteilt. Eine Art Netflix-Abo für Schulden, nur ohne Kündigungsoption. „Entkernung des Bundeshaushalts“ nennt man das im Fachjargon, „finanzielle Fantasiewelt“ wäre auch passend.
Grundgesetz? Egal, wir brauchen das Geld!
Das eigentlich festgelegte Prinzip lautet: Alle Einnahmen und Ausgaben gehören in den Bundeshaushalt. Sondervermögen? Eigentlich eine Ausnahme. Aber wie bei guten Ausnahmen ist auch diese mittlerweile zur Regel geworden – mit mittlerweile 29 aktiven Sondervermögen.
Höhepunkt der Finanzakrobatik: Das neue 500-Milliarden-Paket wird von einer Zweidrittelmehrheit im alten Bundestag durchgewunken – obwohl einige Parteien vorher noch lautstark gegen solche „Schattenhaushalte“ gewettert hatten. Machtwechsel in Sicht? Kein Problem, Schulden machen verbindet!
Sondervermögen: Vom Klärschlamm bis zur Bundeswehr
Die Liste der bestehenden Sondervermögen liest sich wie ein Best-of der deutschen Bürokratie:
📌 Bergarbeiterwohnungsbau-Fonds (seit 1951) – weil Bergleute eben gute Wohnungen brauchen.
📌 Klärschlamm-Entschädigungsfonds – für alle, die in der finanziellen Kloake stecken.
📌 Binnenschifffahrtsfonds – weil Deutschland auch mal an die Leute denken muss, die auf Wasser arbeiten.
📌 Postbeamtenversorgungskasse – damit Briefe weiterhin zuverlässig zugestellt werden.
📌 Wirtschaftsstabilisierungsfonds (2020) – Corona ließ grüßen!
📌 Energiekrisen-Stabilisierungsfonds (2022) – Weil einmal Stabilisieren einfach nicht gereicht hat.
📌 Bundeswehr-Sondervermögen (2022) – 100 Milliarden für die Truppe, die sich immer noch über fehlende Ersatzteile beschwert.
Die größten Brocken? Drei Sondervermögen allein machen mehr als die Hälfte der Staatsschulden aus.
Was bedeutet „Sondervermögen“ eigentlich?
Klingt irgendwie nach einem Topf voller Gold, ist aber in Wahrheit ein Stapel Schuldscheine mit besonders schöner Verpackung. Sondervermögen heißt nämlich nicht, dass der Staat plötzlich Geld auf der hohen Kante hat – es sind schlicht Kredite, die nicht im regulären Haushalt auftauchen.
Mit anderen Worten: Es ist, als würde man seine Kreditkarten-Schulden in ein zweites Portemonnaie legen und sich selbst sagen: „Hey, ich bin gar nicht im Minus!“
Deutschland, das Land der Sondervermögen und der kreativen Finanzkunst – weil ehrliche Haushaltsführung einfach zu langweilig wäre.
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