Ob TikTok-Trend oder Festival-Favorit – Amerikas Begeisterung für Hydration hat sich in den letzten Jahren zu einem Boom entwickelt. Im Mittelpunkt: Elektrolytpulver wie Liquid I.V., ein Produkt, das mittlerweile nicht nur Sportler, sondern auch Büroangestellte, Eltern und Partygänger zur täglichen Routine zählen.
Die neue Welle des „besseren Trinkens“
Mike Keech, CEO von Liquid I.V., bringt es auf den Punkt: „Die meisten Menschen sind chronisch dehydriert – sie wissen es nur nicht.“ Auch wenn dieser Zustand wissenschaftlich umstritten ist, scheint der Markt überzeugt: Allein im Jahr 2024 wuchs der Markt für Hydrationspulver um 20 % und erreichte einen Umsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar.
Angetrieben wird der Trend durch Social-Media-Phänomene wie #WaterTok, den Wunsch nach Wellness und den Versuch, die alltägliche Wasseraufnahme geschmacklich attraktiver zu gestalten. Viele Menschen mögen schlicht kein pures Wasser – ein Pulver mit Fruchtgeschmack und Gesundheitsversprechen ist da ein verlockender Ersatz.
Vom Sportprodukt zur Lifestyle-Marke
Liquid I.V. wurde 2012 für Sportler entwickelt und 2020 vom Konsumgüterriesen Unilever übernommen. Seitdem hat sich das Produkt weiterentwickelt: Mit stylischem Branding, viralen Sorten wie „Firecracker“ und einer zuckerfreien Linie spricht die Marke nun eine breite Zielgruppe an. Unilever bezeichnet Liquid I.V. mittlerweile als „Power Brand“.
Laut Keech hat sich das Image von Hydrationsprodukten stark gewandelt: „Früher wurde mit Profisportlern geworben. Heute richtet sich unsere Botschaft an alle – von der Mutter bis zum Fitness-Fan.“
Der Erfolg des Pulvers
Was einst in flüssiger Form dominierte – etwa Pedialyte oder Gatorade – hat nun einen Konkurrenzkampf mit platzsparenden Pulvern begonnen. Sie sind leicht zu transportieren, müssen nicht gekühlt werden und lassen sich individuell dosieren. Auch Marken wie BodyArmor, LMNT oder Waterdrop drängen auf den Markt, inspiriert vom Erfolg des Platzhirschen Liquid I.V.
„Pulver sind das neue Erfolgsmodell im Getränkeregal“, sagt Howard Telford von der Analysefirma Euromonitor. Besonders in Umfeldern wie Musikfestivals oder Fitnessstudios hätten sie einen klaren Vorteil: kein lästiges Schleppen, keine Kühlpflicht – nur ein Beutel und eine Flasche Wasser.
Wissenschaft oder Wohlfühlfaktor?
Doch wie gesund ist dieser Hype wirklich? Während das Unternehmen betont, in klinische Studien zu investieren und „wissenschaftsgetrieben“ zu arbeiten, bleibt Skepsis unter Ernährungsexperten.
„Der durchschnittliche Mensch mit freiem Zugang zu Wasser ist selten dehydriert“, erklärt Heidi Skolnik, Ernährungswissenschaftlerin am New Yorker Hospital for Special Surgery. Für Sportler sei ein Elektrolytgetränk sinnvoll, für viele andere jedoch überflüssig. Dennoch sei ein Vorteil nicht zu unterschätzen: Wer Wasser mit Geschmack versetzt, trinkt oft mehr davon – und das sei grundsätzlich positiv.
Fazit: Trend mit Zukunft
Hydrationsprodukte wie Liquid I.V. treffen den Nerv der Zeit: Gesundheit, Bequemlichkeit, Lifestyle und ein Hauch von Selbstoptimierung – verpackt in bunten Beuteln mit Vitaminen und Elektrolyten. Ob medizinisch notwendig oder nicht, Millionen greifen lieber zum Wassermix als zur Flasche Cola.
Was bleibt: Das Geschäft mit dem Durst läuft – und wird wohl so schnell nicht versiegen.
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