Russland hofft auf die Rückkehr westlicher Unternehmen – doch ob die Unternehmen genauso hoffnungsvoll sind, ist fraglich. Während in Moskau bereits fleißig spekuliert wird, ob McDonald’s bald wieder Big Macs verkauft und Starbucks die Dobry Cola ersetzt, halten sich westliche Firmen auffällig bedeckt. Kein Wunder: Die Rückkehr nach Russland wäre ein wirtschaftlicher Drahtseilakt mit vielen Risiken.
Ein Markt mit vielen Unbekannten
Natürlich sind westliche Marken für den russischen Markt nach wie vor attraktiv. Der Rückzug von über 1.000 Unternehmen hat deutliche Spuren hinterlassen: Geschlossene Geschäfte, gesunkene Umsätze und leere Einkaufszentren. Russische und chinesische Alternativen konnten die Lücke bislang nur bedingt füllen – Köstlich & Punkt bleibt eben doch nicht das Gleiche wie McDonald’s.
Doch eine Rückkehr wäre für viele Unternehmen nicht einfach. Einige wurden enteignet oder mussten ihre russischen Vermögenswerte weit unter Wert verkaufen. Ein Unternehmen, das zum Rückzug gezwungen wurde, kann nicht einfach mit einem „Sorry, wir sind wieder da!“ die Türen wieder öffnen. Es müsste sich mit der russischen Regierung, mit möglichen neuen Eigentümern und nicht zuletzt mit der öffentlichen Meinung im Westen auseinandersetzen.
Der politische Faktor: Ein Minenfeld für Unternehmen
Besonders heikel: Die Rückkehr westlicher Unternehmen wäre nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine hochpolitische Entscheidung. Während in Russland die staatliche Führung betont, wie sehr sie sich einen „guten Dialog“ mit US-Firmen wünscht, sieht es in westlichen Ländern ganz anders aus.
Würden Unternehmen wie Coca-Cola, Apple oder Adidas in den russischen Markt zurückkehren, könnte das in den USA und Europa als politischer Tabubruch wahrgenommen werden. Die Unterstützung für Sanktionen gegen Russland ist nach wie vor groß, und eine schnelle Wiederaufnahme von Geschäften könnte schnell zum PR-Desaster werden.
Putins Bedingungen: Kein einfacher Neustart
Russland weiß um seine neue Verhandlungsposition – und nutzt sie. Unternehmen sollen gezwungen werden, auch in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine Filialen zu eröffnen. Das ist für viele westliche Firmen ein absolutes No-Go, da sie sich dadurch unweigerlich mit Kriegsverbrechen und völkerrechtlichen Fragen konfrontiert sehen würden.
Außerdem denkt das russische Finanzministerium über eine Genehmigungspflicht für Rückkehrer nach. Das bedeutet: Firmen können nicht einfach ihre alten Geschäfte wieder aufmachen, sondern müssen sich die Erlaubnis von der russischen Führung einholen – mit allen möglichen politischen Forderungen, die daran geknüpft sein könnten.
Fazit: Eine Rückkehr wird nicht einfach
So verlockend der russische Markt für manche Unternehmen sein mag – ein schneller Neustart ist alles andere als sicher. Zwischen politischen Risiken, drohenden Boykotten im Westen und Putins eigenen Bedingungen bleibt unklar, ob westliche Marken das Risiko einer Rückkehr eingehen. Die russischen Einkaufszentren werden wohl noch eine Weile auf die großen Namen aus dem Westen verzichten müssen.
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