Startseite Allgemeines Wenn der Traum vom Solarstrom zum Albtraum wird
Allgemeines

Wenn der Traum vom Solarstrom zum Albtraum wird

grass27 (CC0), Pixabay
Teilen

Von teurem Pfusch, verschwundenen Firmen und langem juristischen Atem: Immer mehr Verbraucher berichten von massiven Problemen mit ihren Photovoltaikanlagen. Zwei Beispiele aus Bayern und NRW zeigen, wie schnell eine Investition in die grüne Zukunft zum finanziellen Desaster werden kann.

Ein Fall aus Tegernsee: Photovoltaik mit Risiken

Wolfgang Maurer am idyllischen Tegernsee wollte mit seiner Solaranlage nicht nur grüne Energie produzieren, sondern auch Geld sparen. Doch was er heute auf seinem Dach sieht, bereitet ihm schlaflose Nächte.

„Die Module sind stellenweise abgesackt, die Abstände zu den Halterungen betragen teilweise zwei Meter. Wenn es schneit, könnte das alles zusammenbrechen“, schildert Maurer besorgt. Vom Anbieter ist längst nichts mehr zu hören – keine Antwort auf Anrufe, keine Rückmeldung. 26.000 Euro hat ihn die Anlage gekostet.

Da regionale Fachbetriebe über ein Jahr Wartezeit hatten, ließ sich Maurer von einem Anbieter aus dem Internet überzeugen. „Der Verkäufer wirkte seriös und fachkundig“, sagt er rückblickend. Doch als Probleme auftraten, war niemand mehr erreichbar.

Ein hinzugezogener Elektromeister stellt später fest: Die Montage ist laienhaft. Die Leitungen verlaufen kreuz und quer, bei starkem Wind oder Schnee drohen Schäden. „So etwas darf man auf keinen Fall so bauen“, mahnt der Fachmann.

Fall zwei aus Erding: 17.000 Euro für nichts

Auch in Erding bei München ging ein Kunde leer aus – und das im wahrsten Sinne. Hörzinstüre investierte über 17.000 Euro in eine hochwertige Anlage eines vermeintlich renommierten Anbieters. Die Firma wurde auf der Webseite des Herstellers sogar als „Fachpartner“ gelistet.

Doch die versprochene Anlage wurde nie geliefert. Die Termine wurden angesetzt, dann verstrichen sie. Niemand kam. „Ich saß morgens in der Küche und wartete. Es hat nie jemand geklingelt“, erinnert sich der enttäuschte Käufer.

Er findet später zahlreiche Beschwerden über die Firma in Verbraucherportalen. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft München ermitteln inzwischen. Ein Insolvenzverfahren läuft. Doch die Hoffnung, sein Geld zurückzubekommen, ist gering. „Ich gehe nicht davon aus, dass ich auch nur einen Cent wiedersehe.“

Ermittlungen in Dresden: Solarfirma unter Verdacht

Auch die Justiz wird zunehmend aktiv. In Dresden wurde kürzlich eine Solarfirma durchsucht, der massiver Betrug vorgeworfen wird. Der Prokurist sitzt in Untersuchungshaft, Fluchtgefahr besteht. Der entstandene Schaden beläuft sich laut Staatsanwaltschaft bereits auf über 4 Millionen Euro – Tendenz steigend.

Rechtsanwalt Jens Reime, der mehrere geschädigte Kunden vertritt, spricht von einem systematischen Vorgehen: „Schnell online Kunden gewinnen, hohe Anzahlungen kassieren – dann taucht man ab.“ Ein Mandant habe 200.000 Euro verloren.

Obwohl die Firma durchsucht wurde, ist sie online noch aktiv. Über ein Kontaktformular lassen sich weiterhin Anfragen senden.

Pfusch statt Betrug – aber genauso teuer

Doch nicht immer ist es Betrug. Häufig handelt es sich schlicht um handwerklichen Pfusch. Elektrobetriebe wie der von Thomas Grassinger werden immer öfter gerufen, um zu retten, was noch zu retten ist.

Ein Beispiel aus Bonn: Reinhold Mitk investierte 25.000 Euro in eine Solaranlage, die nie richtig funktionierte. Die Stecker lagen in der Regenrinne, bei Regen kam es zu Kurzschlüssen. Erst nach zwei Jahren und einer Zivilklage bekam er Recht: Die Anlage wurde demontiert, er erhielt sein Geld zurück.

„Das Urteil habe ich gewonnen – und ich bin richtig stolz darauf“, sagt Mitk heute.

Wolfgang Maurer steht vor einer schwierigen Entscheidung

Zurück am Tegernsee muss Wolfgang Maurer seine komplette Anlage vom Dach holen lassen. Die fachgerechte Nachbesserung kostet schätzungsweise weitere 9.000 bis 10.000 Euro. „Wenn ich da nochmal investieren muss, rentiert sich die Anlage nie mehr“, so sein bitteres Fazit.

Fazit:

Wer in Solarenergie investieren will, sollte dreifach prüfen, mit wem er es zu tun hat. Keine Vorkasse ohne rechtliche Prüfung, kein Vertrag ohne Rücktrittsklausel und keine Montage ohne Fachbetrieb. Sonst wird aus dem Traum vom grünen Strom schnell ein finanzieller Albtraum.


🔎 Tipp von RA Jens Reime:
„Niemals in Vorkasse gehen, bevor nicht alle technischen und rechtlichen Fragen geklärt sind. Lassen Sie sich Referenzen, Wirtschaftlichkeitsrechnungen und Nachweise zeigen – und holen Sie sich im Zweifel juristischen Rat.“

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Epstein USA

Am 19. Dezember 2025 hat das US-Justizministerium (DOJ) ein umfangreiches Konvolut an...

Allgemeines

Frau Weihnachtsmann ist im Kommen – und Santa staunt nicht schlecht

Wenn es im Seniorenzentrum nach Zimt duftet, Weihnachtslieder durch den Raum klingen...

Allgemeines

Die Kerze im zerbrochenen Fenster – Eine lange Nacht zu Weihnachten

Der Morgen des 24. Dezember begann wie viele andere Tage im Krieg:...

Allgemeines

Weihnachten im Schützengraben Eine Weihnachtsgeschichte aus der Ukraine

Es war der 24. Dezember. Über der zerstörten Kleinstadt im Osten der...