In Deutschland arbeiten die Menschen deutlich weniger Stunden pro Jahr als in den meisten anderen Wirtschaftsnationen. Das geht aus aktuellen Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) für das Jahr 2023 hervor. Demnach kam jeder Einwohner im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren im Schnitt auf gut 1.000 Arbeitsstunden pro Jahr. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich weit hinten.
Neuseeland an der Spitze
Den Spitzenplatz belegt Neuseeland, wo die Menschen im Schnitt rund 1.400 Stunden jährlich arbeiten – also etwa 400 Stunden mehr als in Deutschland. Auch in anderen OECD-Ländern wie den USA und Südkorea wird deutlich mehr gearbeitet.
Bundeskanzler Merz fordert mehr Arbeitszeit
Angesichts dieser Zahlen meldete sich Bundeskanzler Friedrich Merz zu Wort. Er betonte kürzlich in einer Rede, dass die Deutschen wieder mehr arbeiten sollten, um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft langfristig zu sichern. Merz sieht im internationalen Vergleich dringenden Handlungsbedarf und fordert eine Kultur der Leistungsbereitschaft.
Arbeitsministerin Bas: Frauen aus der Teilzeitfalle holen
Arbeitsministerin Yasmin Bas verfolgt dagegen einen etwas anderen Ansatz. Sie nimmt vor allem die Situation von Frauen in den Blick, die oft unfreiwillig in der Teilzeitfalle stecken. Viele Frauen würden gerne mehr arbeiten, können es aber aufgrund mangelnder Betreuungsangebote und flexibler Arbeitszeitmodelle nicht umsetzen.
In einem Interview mit der Bild am Sonntag fordert Bas daher, die Arbeitsbedingungen für Frauen deutlich zu verbessern. Dazu gehöre nicht nur die Ausweitung von Kita-Plätzen, sondern auch die Flexibilisierung der Arbeitszeiten, um eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. „Wir müssen dafür sorgen, dass Frauen nicht länger unfreiwillig in Teilzeit verharren“, betont die Ministerin.
Diskussion um Arbeitszeitreform
Die unterschiedlichen Ansätze von Bundeskanzler Merz und Arbeitsministerin Bas zeigen, wie kontrovers die Debatte um Arbeitszeit und Erwerbstätigkeit in Deutschland geführt wird. Während Merz auf mehr Arbeitsstunden drängt, setzt Bas auf strukturelle Verbesserungen, um insbesondere Frauen eine höhere Arbeitszeit zu ermöglichen.
Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und der Herausforderungen der globalen Wirtschaft dürfte die Diskussion um die Arbeitszeitgestaltung in Deutschland weiter an Fahrt aufnehmen. Klar ist: Ohne strukturelle Anpassungen und eine neue Arbeitszeitkultur wird es schwer, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
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