Heute ist Weltstilltag – ein Tag, der daran erinnern soll, wie wichtig das Stillen für Kinder, Mütter und die Gesellschaft ist. Doch während Plakate und Broschüren das Stillen als das Natürlichste der Welt feiern, sieht die Realität für viele Mütter ganz anders aus: Rückzugsorte zum Stillen sind Mangelware, und Akzeptanz in der Öffentlichkeit bleibt oft nur ein Lippenbekenntnis.
In Einkaufszentren, Behörden oder Cafés gibt es selten einen geeigneten Platz, um das Baby in Ruhe zu füttern. „Ich wurde schon gebeten, das bitte auf der Toilette zu machen“, erzählt eine Mutter aus Nürnberg. „Als wäre Stillen etwas, das man verstecken muss.“
Dabei empfehlen Weltgesundheitsorganisation und Kinderärzte: In den ersten sechs Monaten sollte das Baby ausschließlich gestillt werden. Doch was in der Theorie gesund und selbstverständlich klingt, ist im Alltag oft ein Balanceakt zwischen fehlender Infrastruktur und gesellschaftlicher Intoleranz.
Kein Platz für Natürlichkeit
Während manche Flughäfen oder Krankenhäuser mittlerweile Stillräume anbieten, sind diese in vielen Städten kaum zu finden – oder so gut versteckt, dass kaum jemand sie nutzt. „Man hat das Gefühl, Stillen ist überall erlaubt, solange es niemand sieht“, sagt eine Vertreterin des Deutschen Hebammenverbands.
Auch auf öffentlichen Plätzen fühlen sich viele Mütter unwohl. Immer wieder berichten sie von irritierten Blicken oder Kommentaren. Die Folge: Viele ziehen sich zurück oder füttern ihr Kind lieber mit der Flasche – nicht aus Überzeugung, sondern aus Unsicherheit.
Ein gesellschaftliches Problem
Familienverbände fordern seit Jahren mehr Akzeptanz und Raum für Mütter, die ihr Kind stillen wollen. Denn Stillen sei nicht nur eine private Entscheidung, sondern auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Es geht um Gleichberechtigung, Gesundheit – und um Respekt.
Der Weltstilltag zeigt einmal mehr: Stillen ist willkommen – aber oft nur auf dem Papier.
Solange Mütter keinen Platz und keine Ruhe finden, um ihr Kind zu versorgen, bleibt das, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, eine tägliche Herausforderung.
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