Die Angst vor einem neuen globalen Krieg wächst – nicht nur in Europa, sondern auch in den USA. In Meinungsumfragen geben immer mehr Menschen an, dass ein großflächiger militärischer Konflikt innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre nicht mehr ausgeschlossen sei. Expertinnen und Experten warnen: Die Welt könnte sich bereits in einem globalen Konflikt befinden – nur ohne offizielle Kriegserklärung.
„Nicht im Krieg – aber auch nicht im Frieden“
Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz sagte kürzlich in Düsseldorf, Deutschland sei zwar nicht im Krieg, „aber auch nicht mehr im Frieden“. Hintergrund ist der fortdauernde russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die zunehmende Spannungen weltweit – von der Taiwanstraße bis zur venezolanischen Küste.
Robert Muggah, Gründer des kanadischen Sicherheits-Thinktanks SecDev, warnt: „Wir erleben einen globalen Krieg in mehreren Bereichen – von Cyberattacken über Drohneneinsätze bis hin zu wirtschaftlichen Sabotageakten –, der nie formell erklärt wurde.“
Zahl der Konflikte auf Rekordhoch
Laut dem Uppsala Conflict Data Program (UCDP) hat die Zahl der staatlich geführten bewaffneten Konflikte 2024 mit 61 einen neuen Höchststand erreicht. Auch die Zahl der echten „Kriege“, also Konflikte mit über 1.000 Toten pro Jahr, ist gestiegen. 2025 haben bereits zehn solcher Konflikte diese Schwelle überschritten – und das Jahr ist noch nicht vorbei.
Therese Pettersson vom UCDP beobachtet eine dramatische Verschiebung: „Früher wurden Grenzkonflikte diplomatisch gelöst – heute eskalieren sie oft direkt in Gewalt.“
Ukraine bleibt das größte Pulverfass
Der Krieg in der Ukraine gilt weiterhin als der wahrscheinlichste Auslöser eines Flächenbrands. Während sich die Fronten festgefahren haben, nimmt Russland vermehrt NATO-Grenzräume ins Visier, testet Luftabwehrsysteme und attackiert Energieinfrastruktur in Nachbarstaaten. Analysten warnen: „Jede dieser Handlungen birgt das Risiko, einen Konflikt horizontal auszuweiten.“
Die Prognoseplattform Polymarket schätzt das Risiko eines direkten militärischen Zusammenstoßes zwischen Russland und der NATO bis Ende 2025 auf 18 Prozent – Tendenz steigend.
Trump: Kein Weltkrieg unter meiner Aufsicht
US-Präsident Donald Trump, seit Anfang 2025 wieder im Amt, positioniert sich derweil als Friedensstifter. Während er seine militärische Stärke demonstriert – darunter den Einsatz von B-52-Bombern nahe Venezuela und die Verlegung von Atom-U-Booten –, kündigte er auch ein geplantes Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Budapest an, um „Frieden für die Ukraine“ zu verhandeln.
Trump ist überzeugt: „Ein dritter Weltkrieg wird unter meiner Aufsicht nicht passieren.“ Auch habe er – so seine eigene Bilanz – bereits „mehrere Kriege beendet“ und mit dem kürzlich unterzeichneten Gaza-Waffenstillstandsplan „das Unmögliche möglich gemacht“.
Neue Eskalationsherde weltweit
- Taiwan: China intensiviert seine Militärübungen und kündigt an, die Insel „notfalls mit Gewalt“ zurückholen zu wollen.
- Venezuela: Die USA haben mutmaßliche Drogentransporter angegriffen. Trump erwägt sogar Bodentruppen.
- Nordkorea & Iran: Beide unterstützen laut westlichen Geheimdiensten aktiv Russlands Krieg in der Ukraine – Nordkorea mit Soldaten, Iran mit Drohnen.
- Indien & Pakistan: Trotz relativer Ruhe brodelt es weiter zwischen den Atommächten – Experten sprechen von „latenter Eskalationsgefahr“.
Rüstung und Bunkerbau: Vorbereitung auf den Ernstfall
In vielen Ländern wird wieder aufgerüstet, Bunker werden reaktiviert, Zivilschutzübungen nehmen zu. In Dänemark und Polen wurden Flughäfen durch Drohnenattacken und Cyberangriffe lahmgelegt. Russische Spezialkräfte wurden zuletzt in Uniformen ohne Abzeichen nahe der estnischen Grenze gesichtet – ein beunruhigendes Déjà-vu zur Krim-Annexion 2014.
„Die Sprache der Krise ist mittlerweile Mainstream“, sagt Sicherheitsexperte Muggah. „Von Europa bis Ostasien bereiten sich Staaten – oft still und leise – auf den Ernstfall vor.“
Fazit: Die Welt scheint sich in einer Phase multipler, teils verdeckter Konflikte zu befinden, bei denen die Schwelle zum offenen Krieg zunehmend verschwimmt. Ob die aktuellen Spannungen in einen globalen Krieg münden, bleibt offen – doch die politische Rhetorik, militärischen Bewegungen und geopolitischen Spannungen erinnern beunruhigend an die Jahre vor den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts.
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