Mehr als fünf Jahre nach dem Tod von Jeffrey Epstein sorgt eine neue Veröffentlichung erneut für weltweite Aufmerksamkeit: das posthum erscheinende Buch von Virginia Giuffre, einer der bekanntesten Anklägerinnen in dem Fall, der die Abgründe internationaler Machtstrukturen offenlegte.
Ihr Buch „Nobody’s Girl – A Memoir of Surviving Abuse and Fighting for Justice“ erscheint am 21. Oktober und schildert in schonungsloser Offenheit ihre Erlebnisse als Opfer sexuellen Missbrauchs, ihre Zeit im Umfeld von Epstein und Ghislaine Maxwell – und ihren Kampf, trotz aller Traumata nicht zu zerbrechen.
Giuffre, die im April dieses Jahres in Australien Suizid beging, galt lange als Symbolfigur für Mut und Opferbereitschaft im Kampf gegen sexuellen Missbrauch und Menschenhandel. Ihre Familie beschrieb sie als „eine Kämpferin, die vielen Überlebenden Hoffnung gab“.
Die heute 1983 geborene Kalifornierin geriet als Teenager in den Einflussbereich von Epstein, nachdem sie in Trumps Club Mar-a-Lago arbeitete – und dort Ghislaine Maxwell kennenlernte. Unter dem Vorwand einer Ausbildung zur Massagetherapeutin wurde sie in das Netzwerk von Epstein eingeführt.
In ihrem Buch beschreibt Giuffre detailliert, wie sie als Minderjährige von Epstein und Maxwell sexuell missbraucht und an einflussreiche Männer weitergereicht wurde – darunter, so ihre Aussage, auch Mitglieder der britischen Königsfamilie. Diese Enthüllungen veranlassten die Londoner Polizei jüngst dazu, erneut Vorwürfe gegen Prinz Andrew zu prüfen.
Giuffre hatte 2021 eine Zivilklage wegen sexuellen Missbrauchs gegen Andrew eingereicht, die 2022 außergerichtlich beigelegt wurde. Der Prinz verlor infolgedessen seine militärischen und royalen Ehrenämter – ein beispielloser Vorgang in der modernen Monarchie.
Neben den Missbrauchsfällen beleuchtet das Buch auch Giuffres Kindheit, geprägt von Gewalt, Vernachlässigung und dem frühen Bruch mit ihrer Familie. Mit 19 gelang ihr die Flucht aus Epsteins Umfeld – ein Wendepunkt, nach dem sie sich dem Kampf für Gerechtigkeit verschrieb.
Giuffre war nicht nur Klägerin, sondern auch eine unermüdliche Aktivistin gegen Menschenhandel. Sie gründete Initiativen, sprach auf internationalen Konferenzen und nutzte ihre Geschichte, um anderen Betroffenen eine Stimme zu geben.
In einem der letzten Interviews vor ihrem Tod sagte sie:
„Ich wollte nie berühmt werden. Ich wollte, dass man uns zuhört – den Mädchen, die niemand hören wollte.“
Mit der Veröffentlichung von „Nobody’s Girl“ spricht sie nun – auf tragische Weise – ein letztes Mal selbst.
Das Buch kann für rund 35 US-Dollar vorbestellt werden.
Kommentar hinterlassen