Am 7. Dezember 2021 wurde in Buffalo, New York, Geschichte geschrieben: Dort gründeten Starbucks-Mitarbeitende die erste Gewerkschaftsvertretung des Unternehmens in den USA. Doch vier Jahre später warten sie immer noch auf einen Tarifvertrag – trotz inzwischen über 560 weiteren Filialen mit erfolgreicher Gewerkschaftswahl.
„Ich hätte nie gedacht, dass wir vier Jahre später noch ohne Vertrag dastehen“, sagt August Code, der in der ersten unionisierten Starbucks-Filiale arbeitet. Die Verhandlungen mit dem Unternehmen verlaufen zäh – ein Problem, das viele neue Gewerkschaften betrifft. Denn US-Arbeitsgesetze verlangen lediglich „Verhandlungen in gutem Glauben“, setzen aber keine Fristen oder Sanktionen bei Verzögerungen.
Die Starbucks-Gewerkschaft fordert bessere Bezahlung, verlässliche Arbeitszeiten und mehr Personal. Doch trotz zahlreicher Streiks und Proteste, zuletzt am umsatzstarken „Red Cup Day“, konnte bisher keine Einigung erzielt werden. Starbucks selbst betont, man habe sich „monatelang in Verhandlungen bemüht“ und strebe weiterhin eine Einigung an.
Ein Teil des Problems: Viele der Beschäftigten, die an den ersten Abstimmungen teilgenommen haben, arbeiten inzwischen nicht mehr bei Starbucks. Der hohe Personalwechsel erschwert die Kontinuität der Verhandlungen. Die Gewerkschaft bleibt dennoch aktiv – und zieht neue Mitglieder an.
Die stockenden Verhandlungen bei Starbucks sind kein Einzelfall. Auch die ersten Amazon-Beschäftigten, die 2022 ein Lager in Staten Island erfolgreich gewerkschaftlich organisiert haben, warten noch auf einen Vertrag. Ähnlich sieht es bei Volkswagen in Tennessee aus, wo die United Auto Workers erst kürzlich erfolgreich Fuß fassen konnten.
Forschung zeigt: Nur 37 % neuer Gewerkschaften erzielen innerhalb des ersten Jahres einen Tarifvertrag, 48 % innerhalb von 18 Monaten. Politiker wie Senator Josh Hawley fordern daher ein Gesetz zur verpflichtenden Schlichtung, sollte es innerhalb weniger Monate keine Einigung geben. Der Gesetzesvorschlag findet parteiübergreifend Unterstützung, ist bisher jedoch nicht beschlossen.
Trotz allem bleiben die Gewerkschaftsmitglieder kämpferisch. „Ich glaube, wir sind an einem Wendepunkt“, sagt Michelle Eisen, eine der Organisatorinnen der ersten Filiale, die inzwischen hauptberuflich für die Gewerkschaft arbeitet.
Barista Diego Franco aus Illinois drückt es so aus: „Irgendwann wird das Unternehmen einknicken – ob ich dann noch dabei bin oder nicht.“
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