Die US-Notenbank Federal Reserve gerät nach ihrer jüngsten Zinsentscheidung verstärkt in die Kritik. Nur zwei Tage nach dem Beschluss, die Leitzinsen unverändert zu belassen, meldete das US-Arbeitsministerium enttäuschende Zahlen: Im Juli wurden lediglich 73.000 neue Stellen geschaffen – deutlich unter dem Niveau, das mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten würde. Die Arbeitslosenquote stieg auf 4,2 Prozent.
Noch gravierender: Die Zahlen für Mai und Juni wurden massiv nach unten korrigiert. Der Dreimonatsschnitt markiert den schwächsten Beschäftigungszuwachs seit 2009 – abgesehen von der Corona-Rezession.
Fed-Chef Jerome Powell hatte noch am Mittwoch erklärt, der Arbeitsmarkt sei „solide“ genug, um mit weiteren Zinssenkungen abzuwarten. Die Entscheidung stieß jedoch auch innerhalb des Notenbankgremiums auf Widerstand: Zwei Gouverneure – Christopher Waller und Michelle Bowman – stimmten dagegen. Es war das erste Mal seit 1993, dass mehr als ein stimmberechtigtes Mitglied offen dissentierte.
Bowman warnte: „Der Arbeitsmarkt zeigt zunehmende Anzeichen von Fragilität.“ Auch Waller zeigte sich skeptisch, dass Trumps neue Zollpolitik die Inflation kurzfristig stärker beeinflussen werde als die sich abkühlende Konjunktur.
Ob die Fed damit einen Fehler gemacht hat, ist noch unklar. Einige Stimmen, wie Cleveland-Fed-Präsidentin Beth Hammack, warnten davor, aus einem einzigen Bericht voreilige Schlüsse zu ziehen: „Ich stehe weiterhin hinter unserer Entscheidung“, sagte sie gegenüber Bloomberg.
Die Notenbank steht nun vor einem Dilemma: Zwischen wachsender Arbeitslosigkeit und weiterhin schwelenden Inflationsrisiken muss sie einen wirtschaftlichen Balanceakt vollführen – unter dem zunehmenden Einfluss des Weißen Hauses.
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