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„Uns ist der US-Markt egal“ – Chinas Spielwarenindustrie wendet sich von Amerika ab

b0red (CC0), Pixabay
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Im weltgrößten Großhandelsmarkt für Konsumgüter in der ostchinesischen Stadt Yiwu dröhnen Spielzeugdrohnen durch die Hallen, Käufer verhandeln lautstark Preise, Verkäufer präsentieren flauschige Plüschtiere, blinkende Weihnachtsdekoration und elektronische Gadgets. Doch eines hört man dort immer öfter: „Wir brauchen die USA nicht mehr.“

Ein Satz, den auch Hu Tianqiang, Inhaber eines Spielwarenstandes, überzeugt ausspricht. Der Unternehmer sagt, dass früher bis zu 30 % seines Umsatzes mit amerikanischen Kunden gemacht wurde. Seit den neuen US-Zöllen von bis zu 245 % auf chinesische Exporte hat er den Fokus verlagert: „Heute verkaufen wir hauptsächlich nach Südamerika und in den Nahen Osten. Wir sind nicht auf Amerika angewiesen – wir haben Geld.“

Yiwu ist ein Symbol für Chinas neue wirtschaftliche Haltung. Die Region Zhejiang, in der die Stadt liegt, trug 2024 rund 17 % zu Chinas US-Exporten bei. Mit mehr als 30 Seehäfen und direkter Anbindung an globale Handelsrouten ist Yiwu ein Kernstück des chinesischen Exportmodells – und befindet sich damit an vorderster Front im neu entfachten Handelskonflikt zwischen den USA und China.

Neue Märkte, neue Sprachen

An vielen Ständen sieht man Verkäuferinnen beim Arabisch- und Spanischunterricht – kostenlos angeboten von der lokalen Regierung. Die Botschaft ist klar: Wer in Zukunft verkaufen will, muss neue Zielgruppen verstehen. Weihnachtsdekorationen mit dem Aufdruck „Feliz Navidad“ sind inzwischen für Märkte wie Kolumbien, Brasilien und die Vereinigten Arabischen Emirate bestimmt.

„Die Frauen hier sind das Rückgrat des Handels“, sagt ein aus dem Iran stammender Händler, der privaten Sprachunterricht gibt. Yiwu setzt damit ein Zeichen, wie sich Chinas wirtschaftliche Strategie von den USA abkoppelt – nicht nur politisch, sondern auch ganz praktisch im Alltag der Kleinunternehmer.


Amerikanische Spielwarenläden schlagen Alarm

In den USA hingegen wächst die Sorge: Kleinunternehmer wie Jonathan Cathey, Gründer der Spielzeugmarke Loyal Subjects, warnen vor einem Kollaps der Branche. „Die Zölle zerstören kleine Unternehmen in Amerika“, sagt er. „Die Lieferketten brechen zusammen, der Markt droht zu implodieren.“

Cathey baute sein Unternehmen 2009 mit den letzten 500 Dollar auf. Heute ist es ein Millionenbetrieb – doch Trumps neue Handelsmaßnahmen könnten alles zunichtemachen.

Auch große Einzelhändler wie Walmart und Target haben US-Präsident Trump laut Medienberichten bereits gewarnt: Leere Regale und steigende Preise seien unausweichlich, wenn chinesische Produkte nicht mehr bezahlbar eingeführt werden können. Bereits jetzt stocken laut Berichten Waren in Fabriken – von Kleidung bis Spielzeug.


China trotzt – trotz wirtschaftlicher Herausforderungen

Zwar steckt Chinas Binnenwirtschaft in Schwierigkeiten: niedrige Konsumnachfrage, eine Immobilienkrise und gebremstes Wachstum belasten die Stimmung. Die Bank Goldman Sachs rechnet für 2025 nur noch mit 4,5 % Wirtschaftswachstum – das liegt unter dem Regierungsziel von 5 %.

Doch die politische Botschaft aus Peking bleibt kämpferisch. Staatsmedien stellen Trump als Feind des freien Handels dar, während chinesische Unternehmen neue Innovationskraft und globale Diversifizierung beschwören. Die Regierung weicht nicht zurück – im Gegenteil: Laut BBC wurde Trumps Angebot zu neuen Verhandlungen als „haltlos“ zurückgewiesen.

Fazit: Die USA verlieren ihre wirtschaftliche Sonderstellung in China

„Sie brauchen China“, sagt Lin Xiupeng, ein Spielzeughändler in Yiwu. „Doch wir brauchen die USA immer weniger.“ Auch internationale Einkäufer, etwa aus Dubai, Südamerika oder Afrika, prägen heute das Marktbild in Yiwu.

Und während Donald Trump weiter mit Sanktionen, Territorialansprüchen und der Kontrolle über globale Lieferketten droht, zeigt sich ein neues Selbstbewusstsein in Chinas Wirtschaft. „Wir machen einfach weiter“, sagt Hu Tianqiang. „Nur eben mit anderen Kunden.“

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