Die Zukunft der Sozialversicherung in den USA (Social Security) sorgt zunehmend für Verunsicherung. Laut einer aktuellen Umfrage des Finanzportals Bankrate glauben 76 % der US-Arbeitnehmer und 80 % der Rentner, dass die versprochenen Rentenzahlungen in Zukunft nicht in voller Höhe ausgezahlt werden können.
Bereits seit Jahren gibt es Sorgen um die langfristige Finanzierung der Sozialrente. Doch die Zweifel nehmen zu – auch wegen aktueller Entwicklungen unter der Trump-Regierung.
Sozialversicherung vor Finanzierungslücke ab 2034
Prognosen zufolge droht der Sozialversicherungsfonds im Jahr 2034 leerzulaufen. Ab diesem Zeitpunkt könnten laut Berechnungen des Seniorenverbandes AARP nur noch rund 81 % der zugesagten Leistungen ausbezahlt werden.
Das treibt viele Amerikaner dazu, ihre Rentenleistungen früher als geplant zu beantragen. In einer AARP-Umfrage gaben rund ein Viertel der 62- bis 66-Jährigen an, bereits eine vorzeitige Inanspruchnahme geplant oder vollzogen zu haben – nach dem Motto: Lieber jetzt, bevor nichts mehr da ist.
Politisches Chaos verstärkt Sorgen
Die Lage wird zusätzlich durch politische Turbulenzen verschärft. Die Trump-Regierung hat in diesem Jahr massive Kürzungen bei der Sozialversicherungsbehörde vorgenommen, die Führung ausgetauscht und öffentlich Zweifel an deren Kompetenz und Integrität gesät. In einer Rede vor dem Kongress sprach Trump von „erschütternder Inkompetenz und möglichem Betrug“.
Kritiker befürchten, dass Trump eine Teilprivatisierung der Sozialversicherung anstrebt. Laut einer weiteren AARP-Umfrage aus dem Juli 2025 haben nur noch 36 % der Amerikaner Vertrauen in die Zukunft des Programms – 2020 waren es noch 43 %.
Zahl der Neuanträge stark gestiegen
Wie interne Quellen berichten, ist die Zahl der Rentenanträge allein im März 2025 um 15 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Insgesamt wurden in den ersten acht Monaten des Jahres 1,7 Millionen neue Anträge registriert – mehr als im gesamten Jahr 2024. Grund dafür sind nicht nur Zukunftsängste, sondern auch gesetzliche Änderungen, die öffentlichen Angestellten höhere Leistungen versprechen.
Was tut der Kongress?
Um die Sozialversicherung langfristig zu sichern, müsste der US-Kongress handeln – etwa durch höhere Beiträge, eine Anhebung des Rentenalters oder staatliche Zuschüsse. Doch bislang herrscht politischer Stillstand.
Einige Experten zeigen sich optimistisch, dass der Kongress im Ernstfall handeln wird. Andere sind skeptisch. „Der derzeitige Kurs ist äußerst riskant“, warnt Mark Hamrick von Bankrate.
Rente bleibt zentrales Thema – auch politisch
Laut Bankrate-Umfrage planen über die Hälfte der Arbeitnehmer, sich im Ruhestand stark auf die Sozialversicherung zu stützen. Unter den heutigen Rentnern sind es sogar 78 %. AARP zufolge verlassen sich inzwischen 65 % der Senioren „substanziell“ auf die staatlichen Zahlungen – 2005 waren es nur 51 %.
Ob und wann eine Reform kommt, bleibt unklar. Doch für Millionen Amerikaner ist sie dringend notwendig – nicht zuletzt, um das Vertrauen in ein zentrales Element des sozialen Netzes wiederherzustellen.
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