Donald Trump setzt weiterhin auf sein Lieblingsinstrument, um die amerikanische Industrie wiederzubeleben: massive Zölle auf ausländische Importe. Doch Experten sind skeptisch, ob sein ehrgeiziges Ziel innerhalb seiner zweiten Amtszeit erreichbar ist – oder ob es Jahrzehnte und mehrere Amtszeiten bräuchte, um es umzusetzen.
„Höhere Zölle bedeuten mehr Fabriken“ – oder doch nicht?
„Je höher die Zölle, desto wahrscheinlicher ist es, dass Unternehmen hierher kommen und produzieren“, erklärte Trump kürzlich führenden CEOs beim Business Roundtable. „Der größte Gewinn ist nicht der Zoll selbst, sondern dass Firmen in die USA ziehen und Arbeitsplätze schaffen.“
Tatsächlich könnten Zölle dazu beitragen, Investitionen in die heimische Produktion anzukurbeln. Doch eine umfassende Reindustrialisierung der USA braucht Zeit – viel mehr Zeit, als Trump noch im Amt bleiben wird.
🏭 Fabriken entstehen nicht über Nacht: Der Bau moderner Produktionsstätten für Autos, Elektronik oder Maschinen dauert Jahre oder gar Jahrzehnte und erfordert Milliardeninvestitionen.
📅 Unklare Zukunft der Zölle: Unternehmen wollen wissen, ob die Zölle auch in zehn oder zwanzig Jahren noch gelten – Trumps Amtszeit endet spätestens 2029.
💰 Hohe US-Lohnkosten: Selbst wenn Unternehmen zurückkehren, sind die Produktionskosten hier deutlich höher als in Asien oder Mexiko.
Planungshorizont von Unternehmen: Länger als Trumps Amtszeit
🔹 „Wir planen Aluminiumproduktion auf 20 bis 40 Jahre“, erklärte Alcoa-CEO Bill Oplinger. „Wir würden nicht in den USA investieren, wenn wir nicht wissen, wie lange die Zölle bestehen bleiben.“
🔹 „Baue ich eine Fabrik, wenn ich nicht weiß, ob der nächste Präsident die Zölle abschafft?“ fragte Alan Blinder, Ökonom der Princeton University.
🔹 Das Auto-Problem: In Nordamerika sind Automobilzulieferketten eng miteinander verflochten. Ein Auto kann mehrmals die Grenze überqueren, bevor es beim Händler steht. Es gibt kein 100% amerikanisches Auto.
„Zölle könnten die Lieferketten zerreißen“, warnt Blinder. „Das Ergebnis? Schlechtere Autos zu höheren Preisen – und es würde Jahrzehnte dauern, eine eigene US-Produktion aufzubauen.“
Schritt für Schritt oder politisches Chaos?
Das Weiße Haus verteidigt die Strategie:
📢 „Das ist ein schrittweiser Prozess,“ sagte Sprecher Kush Desai.
📢 Ziel sei es, zuerst bestehende US-Fabriken besser auszulasten.
📢 „Trump hat in seiner ersten Amtszeit historische Wachstumsraten erzielt – das wird sich wiederholen.“
Doch Skeptiker wie die Handelsökonomin Mary Lovely halten dagegen:
📉 „Reindustrialisierung kann nicht über Nacht passieren.
📉 Das dauert weit länger als vier Jahre.“
📉 „Währenddessen werden Landwirte und Exporteure massive Verluste erleiden.“
Trump setzt auf den langen Atem – aber haben die Märkte die Geduld?
Die ersten Wochen der Handelskriegsrunde 2.0 haben bereits massive Unsicherheiten ausgelöst:
📉 S&P 500 verlor 5,3 Billionen Dollar seit dem Februar-Hoch.
📉 Kleine Unternehmen haben das zweitschlechteste Wirtschaftsklima seit 1973.
📉 Verbrauchervertrauen auf Zwei-Jahres-Tief.
Selbst Trumps langjähriger wirtschaftlicher Berater Stephen Moore ist besorgt:
„Wenn das Verbrauchervertrauen sinkt, geben die Menschen weniger aus – und das ist gefährlich.“
Er glaubt, dass eine drohende Rezession noch abgewendet werden könnte, wenn Trump ein Handelsabkommen schließt und die Zölle wieder lockert.
Fazit: Ein Plan für Jahrzehnte – mit ungewisser Umsetzung
Trump will Amerika mit Zöllen reindustrialisieren. Doch:
❌ Unternehmen brauchen jahrzehntelange Planungssicherheit.
❌ Hohe US-Lohnkosten bleiben ein Problem.
❌ Zölle haben bereits massive Marktverwerfungen verursacht.
Ob Trumps Strategie langfristig aufgeht, bleibt fraglich – denn die nächste Regierung könnte alles wieder rückgängig machen. Und für eine dritte oder vierte Amtszeit gibt es (noch) keine rechtliche Grundlage.
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