Man könnte meinen, Donald Trumps Nahost-Tour wäre nur ein weiteres Spektakel mit Kamelen, Goldpalästen und milliardenschweren Deals. Doch hinter der Show steckt mehr: Trump nutzt die Gelegenheit, um die geopolitische Landkarte neu zu ordnen – zumindest aus seiner Sicht.
Der wohl größte Knall kam, als Trump beschloss, die Sanktionen gegen Syrien aufzuheben. Ein riskanter Schritt, der zeigen soll, dass die USA bereit sind, einem kriegsgebeutelten Land eine neue Chance zu geben. Aber ob diese Geste am Ende Früchte trägt, bleibt fraglich.
Ein Treffen der Gegensätze
In Riad traf Trump zum ersten Mal seit 25 Jahren auf einen syrischen Staatschef: Ahmed al-Sharaa. Noch vor einigen Jahren galt al-Sharaa als Terrorist mit engen Verbindungen zu al-Qaida – und jetzt soll er die Zukunft Syriens gestalten? Trump scheint jedenfalls überzeugt: „Er hat eine echte Chance, das Land zusammenzuhalten“, sagte er optimistisch.
Die Aufhebung der Sanktionen kam nicht nur auf Betreiben von Trump selbst zustande, sondern auch durch Druck aus Saudi-Arabien und Katar. Beide Länder wollen verhindern, dass Syrien weiter ins Chaos abrutscht oder erneut zum Spielplatz ausländischer Mächte wird.
Trump und die neuen Allianzen
Während der Reise nutzte Trump die Gelegenheit, um auch andere Konflikte anzusprechen. So erhöhte er den Druck auf Iran, sein Atomprogramm einzuschränken – und machte dabei klar, dass militärische Optionen weiter auf dem Tisch liegen. Gleichzeitig sorgte er für Irritationen in Israel: Premierminister Benjamin Netanyahu zeigte sich wenig begeistert von Trumps Syrien-Strategie und auch von der Entscheidung, die Houthi-Raketenangriffe im Jemen durch eine US-Vereinbarung einzudämmen.
Hinter den Kulissen sprach Trumps Team außerdem mit katarischen und saudischen Offiziellen über die humanitäre Krise im Gazastreifen – eine heikle Angelegenheit, da Israel weiterhin an seinem harten Kurs gegen Hamas festhält.
Die Schattenseiten des Deals
Nicht jeder in den USA ist begeistert von Trumps diplomatischem Drahtseilakt. Senator Lindsey Graham, eigentlich ein Trump-Verbündeter, warnte davor, Syrien vorschnell zu belohnen, solange die Stabilität des Landes nicht gesichert ist. Israel selbst steht den Sanktionserleichterungen skeptisch gegenüber und fordert eine enge Abstimmung.
Ein weiteres Problem: Ahmed al-Sharaa mag außerhalb Syriens als Stabilitätsfaktor gelten, doch es gibt Berichte, dass Minderheiten im Land weiterhin unterdrückt werden. Hier wird Washington Antworten liefern müssen, bevor der Kongress die Sanktionen dauerhaft aufhebt.
Ein riskanter Balanceakt
Trumps Nahost-Tour zeigt: Sein außenpolitischer Ansatz bleibt unkonventionell. Statt sich mit bewährten Bündnissen zufriedenzugeben, sucht er neue Allianzen und scheut nicht davor zurück, mit ehemaligen Feinden zu sprechen. Das birgt Chancen – aber auch Risiken.
Während die diplomatische Welt noch rätselt, ob Trump tatsächlich langfristige Veränderungen anstoßen kann oder nur Schlagzeilen produziert, bleibt eins sicher: Die Nahost-Tour hat die internationale Debatte belebt – und könnte die US-Außenpolitik nachhaltig prägen.
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