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Trumps Handelsdeal mit China: Ein riskanter Sieg auf dem Drahtseil

Vika_Glitter (CC0), Pixabay
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US-Präsident Donald Trump hat mit seiner überraschenden Einigung im Handelskonflikt mit China einen drohenden wirtschaftlichen Kollaps abgewendet. Nach monatelangen Eskalationen und extrem hohen Zöllen gelang es seinen Verhandlungsführern, eine dramatische Deeskalation zu erzielen. Doch die Frage bleibt: War dies ein strategischer Erfolg oder eine riskante Notlösung?

Unerwartete Kehrtwende: Vom Handelskrieg zur Entspannung

Noch vor wenigen Wochen drohte die US-Wirtschaft durch die von Trump initiierten Zölle in eine selbstverschuldete Rezession zu stürzen. Besonders die Ankündigung vom 2. April, Zölle auf Importe aus rund 100 Ländern drastisch zu erhöhen („Liberation Day“), hatte die globalen Märkte erschüttert.

Nun jedoch überraschte Trump mit einer Senkung der US-Zölle auf chinesische Waren um 115 Prozentpunkte, wodurch die Abgaben auf etwa 30 % sinken. Diese Entscheidung, die nach zweitägigen Verhandlungen in Genf getroffen wurde, führte zu einer weltweiten Erleichterung an den Finanzmärkten.

Der Schlüssel zum Erfolg: Erfahrene Verhandler

Der Durchbruch wurde maßgeblich von zwei Personen vorangetrieben: Finanzminister Scott Bessent und US-Handelsbeauftragter Jamieson Greer. Beide gelten als professionell, umsichtig und verhandlungsstark. Ihr strategisches Vorgehen überzeugte sowohl die chinesischen Unterhändler als auch die internationalen Beobachter.

Die Trump-Regierung betonte, dass die Verhandlungen mit China nur der Anfang seien. Ziel sei es, mit weiteren Ländern bilaterale Abkommen zu schließen, die das Handelsdefizit der USA verringern sollen. Bereits zuvor hatte ein kleineres Handelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich die Richtung vorgegeben.

Flexibilität als Trumps Erfolgsgeheimnis

Trumps Ansatz im Handelsstreit war alles andere als geradlinig. Seine Berater behaupten, es habe stets eine strategische Roadmap gegeben – eine Behauptung, die durch Trumps spontane Kehrtwenden häufig widerlegt wurde. Insbesondere die Idee, „strategische Unsicherheit“ zu erzeugen, wird von Trump selbst als bewusster Teil seiner Verhandlungstaktik dargestellt.

Obwohl seine Berater zuvor harte Linien ohne Ausnahmen verkündet hatten, stoppte Trump kurz vor dem wirtschaftlichen Abgrund selbst die schärfsten Strafzölle. Diese Flexibilität ermöglichte es ihm, sich in letzter Minute als Dealmaker zu präsentieren.

Hohe Zölle bleiben die neue Normalität

Trotz des Deals bleiben die globalen Zölle der USA weiterhin hoch. Die Trump-Regierung hat einen allgemeinen Zollsatz von 10 % auf Importe festgesetzt – eine drastische Erhöhung im Vergleich zu früheren Werten. Dennoch sind viele Handelspartner bereit, diesen Satz zu akzeptieren, um größere wirtschaftliche Schäden zu vermeiden.

Die Einigung mit China wurde von Trump als „Neuanfang“ gefeiert. Kevin Hassett, Direktor des National Economic Council, erklärte: „Wir haben tatsächlich einen frischen Start mit China.“ Doch Experten warnen: Die Vereinbarung ist nur ein Teilerfolg, und die anhaltenden hohen Zölle könnten die Inflation weiter anheizen.

Ein riskanter Balanceakt

Trotz der Deeskalation bleibt die Gefahr nicht gebannt. Douglas Holtz-Eakin, ehemaliger Wirtschaftsberater, betonte, dass die Wirtschaft weiterhin extrem anfällig für neue Schocks sei. „Die Märkte haben kurzfristig positiv reagiert, aber die strukturellen Probleme bleiben“, so der Ökonom.

Dass Trump ausgerechnet jetzt die Verhandlungen lockerte, wird auch auf den Druck von Unternehmen und Finanzmärkten zurückgeführt. Angesichts der zunehmenden Versorgungsengpässe und Inflation konnte er es sich politisch nicht leisten, die Krise weiter zu verschärfen.

Fazit: Erfolg mit Fragezeichen

Trump hat zwar einen spektakulären Teilerfolg erzielt, doch die langfristigen Folgen bleiben unklar. Die neue Realität hoher Zölle wird von vielen Handelspartnern eher als notgedrungene Akzeptanz denn als echter Durchbruch gesehen.

Ob die Einigung mit China tatsächlich zu einer wirtschaftlichen Stabilisierung führt oder nur die nächste Krise hinauszögert, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass Trump mit seiner „Schock-und-Ehrfurcht“-Strategie zwar kurzfristig Erfolg hatte, die Weltwirtschaft aber weiter in eine Phase der Unsicherheit geführt hat.

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