Nun hat es Donald Trump also endlich geschafft: Der US-Präsident hält ein Wahlversprechen ein – natürlich eines, das größtmöglichen Wirbel verursacht. Am Samstag verkündete er stolz neue Zölle in Höhe von 10 % auf alle chinesischen Waren, die in die USA importiert werden. Als wäre das nicht genug, traf es gleich noch Mexiko und Kanada mit zusätzlichen Maßnahmen. Ein wahres Feuerwerk der Handelspolitik.
Jetzt stellt sich die spannende Frage: Wie sehr wird China darauf reagieren?
Blöderweise traf Trumps Ankündigung die chinesische Führung mitten in einem Feiertag – ein Detail, das in Washington vermutlich niemanden groß kümmerte. Trotzdem fand Peking Zeit, um eine Beschwerde bei der Welthandelsorganisation (WTO) einzureichen und mit „entsprechenden Gegenmaßnahmen“ zu drohen – allerdings ohne genau zu sagen, welche das sein könnten.
In einem empörten Statement bezeichnete das chinesische Handelsministerium die neuen US-Zölle als „ernsthaften Verstoß gegen die WTO-Regeln“ und versprach, Chinas Rechte „entschlossen zu verteidigen“. Doch während Mexiko und Kanada sofort mit eigenen Strafzöllen konterten, hält sich China bislang auffällig zurück. Vielleicht, weil es die Feiertage noch genießen wollte? Oder weil Peking schlicht einen längeren Atem hat?
Eine unerwartet warme Trump-Xi-Beziehung
Eine weitere Möglichkeit: China hat sich inzwischen an Trumps unberechenbaren Stil gewöhnt. Überraschenderweise war sein zweiter Amtsantritt für Peking gar nicht so unangenehm. Xi Jinping und Trump telefonierten kurz vor der Amtseinführung – natürlich war es laut Trump ein „sehr gutes Gespräch“ – und zu seiner Inauguration reiste sogar der ranghöchste chinesische Vertreter, der jemals einer solchen Zeremonie beigewohnt hat.
Trump wiederum gibt sich betont geschäftsmäßig: Er hat mehrfach betont, dass er mit China eine Lösung für den Ukraine-Krieg finden möchte (was auch immer das heißen mag) und ließ im Interview mit Fox News durchblicken, dass ein Handelsabkommen mit Peking durchaus denkbar sei.
Klingt fast nach einer neuen Freundschaft – wäre da nicht sein Hang, China mit einer Mischung aus Drohungen und Schmeicheleien unter Druck zu setzen. Immerhin hatte Trump im Wahlkampf noch von 60 % Zöllen auf chinesische Produkte gesprochen. Dagegen wirken die aktuellen 10 % fast wie ein Willkommensgeschenk.
Peking bleibt (noch) ruhig – aber wie lange?
Trump weiß genau, dass China strategisch denkt. Statt vorschnell zurückzuschlagen, wartet Peking erst einmal ab, ob sich dieser neue Handelskrieg wirklich lohnt. Eine Analyse des Shanghaier Think-Tanks Fudan Development Institute deutet darauf hin, dass China erstmal beobachten will, wie weit Trump tatsächlich geht, bevor es schwerere Geschütze auffährt.
Und warum auch nicht? Bisher hat Peking sich nach außen als Musterbeispiel für regelkonformes Verhalten präsentiert – im Gegensatz zu den USA, die sich laut chinesischer Staatsmedien über internationale Regeln hinwegsetzen. Chinas Regierung ließ zudem betonen, dass sie beim Kampf gegen den Fentanyl-Schmuggel kooperiert und die US-Drogenkrise „Amerikas Problem“ sei.
Aber lassen wir uns nicht täuschen: Falls Trump seine Zölle weiter erhöht, hat China durchaus noch ein paar Asse im Ärmel. In der Vergangenheit konterte Peking US-Strafzölle mit eigenen Importbeschränkungen im Wert von 185 Milliarden Dollar. Und dank gezielter Exportkontrollen auf kritische Rohstoffe könnte China die US-Wirtschaft in sensiblen Bereichen empfindlich treffen.
Handelskrieg oder Verhandlungstaktik?
Während China öffentlich Gelassenheit demonstriert, arbeitet es längst daran, seine Abhängigkeit von den USA zu verringern. Laut offiziellen chinesischen Medien gehen nur noch 3 % des chinesischen BIP auf Exporte in die USA zurück – eine Zahl, die Peking wohl bewusst in Umlauf bringt, um Trump zu signalisieren: „Wir brauchen euch nicht so sehr, wie ihr denkt.“
Wirtschaftsexperten wie Keyu Jin von der London School of Economics sehen das ähnlich: „China hat seine Handelswege längst diversifiziert – nicht nur geografisch, sondern auch in Bezug auf Währungen und Zahlungssysteme.“
Ob Trumps Zollschlacht tatsächlich eskaliert oder in einer Verhandlung endet, bleibt abzuwarten. Vorerst aber bleibt Peking im „Wir schauen mal, was passiert“-Modus – während Trump sich als kompromissloser Verhandler inszeniert. Ganz nach seinem Motto: Erstmal Chaos stiften, dann über den ‚besten Deal aller Zeiten‘ reden.
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