Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Iowa hat US-Präsident Donald Trump erneut Empörung ausgelöst. In einer Rede bezeichnete er bestimmte Banker als „Shylocks“ – ein Begriff, der seit Jahrhunderten als antisemitisch gilt. Jüdische Organisationen und Bürgerrechtsgruppen reagierten mit scharfer Kritik.
Trump äußerte sich am Vorabend des Unabhängigkeitstags bei einer Veranstaltung zur Feier des bevorstehenden 250-jährigen Bestehens der Vereinigten Staaten. Im Zusammenhang mit seiner Finanzpolitik sagte er, dass es „in manchen Fällen gute Banker gibt – und in manchen Fällen Shylocks und schlechte Leute, die viele Familien zerstört haben“.
Ignoranz oder Kalkül?
Als Trump später auf die Bedeutung des Begriffs angesprochen wurde, zeigte er sich ahnungslos: „Ich habe nie gehört, dass das als antisemitisch gilt.“ Der Ausdruck stammt ursprünglich aus Shakespeares Drama Der Kaufmann von Venedig, in dem die Figur des Shylock – ein jüdischer Geldverleiher – als gierig und rachsüchtig dargestellt wird. Der Begriff wurde über die Jahrhunderte zum Inbegriff antisemitischer Stereotype.
Die Anti-Defamation League (ADL) nannte Trumps Äußerung „besorgniserregend und verantwortungslos“. Die jüdische Organisation kritisierte: „Solche Aussagen fördern antisemitische Mythen über Gier und Kontrolle, die extrem gefährlich sind.“ Auch die Jewish Council for Public Affairs verurteilte die Aussage scharf und sprach von einem „nicht zufälligen“ Muster antisemitischer Rhetorik durch Trump.
Ein wiederholtes Muster
Donald Trump war in der Vergangenheit mehrfach wegen Aussagen kritisiert worden, die als antisemitisch interpretiert wurden. So sprach er jüdischen Amerikanern gegenüber oft von „Israel als euer Land“ und erklärte öffentlich, Juden, die demokratisch wählen, „hassen ihre eigene Religion“. 2015 sagte er zu einem jüdischen Publikum: „Ich bin ein Verhandler – genau wie ihr.“
2022 geriet Trump zudem unter Druck, weil er bekannte Antisemiten wie Nick Fuentes und Ye (Kanye West) in seinem Club Mar-a-Lago empfing. Beide hatten zuvor wiederholt antisemitische Aussagen verbreitet.
Auch Biden nutzte einst den Begriff – und entschuldigte sich
Bemerkenswert ist, dass auch der damalige Vizepräsident Joe Biden 2014 den Begriff „Shylock“ verwendete – ebenfalls im Zusammenhang mit skrupellosen Geldverleihern. Biden entschuldigte sich später öffentlich und räumte ein, dass seine Wortwahl unangemessen war.
Politische Brisanz vor der Wahl 2026
Die erneute Kontroverse trifft Trump inmitten seiner Kampagne zur Rückkehr ins Präsidentenamt. Kritiker werfen ihm vor, antisemitische Klischees bewusst zu bedienen, um bei bestimmten Wählergruppen zu punkten. Unterstützer hingegen weisen auf Trumps pro-israelische Politik hin und sehen in der Kritik eine politische Kampagne.
Ob der Begriff in Trumps Fall ein Ausdruck mangelnder Sensibilität oder gezielter Rhetorik ist, bleibt umstritten – fest steht: Der öffentliche Aufschrei ist groß, und der politische Schaden möglicherweise nachhaltig.
Kommentar hinterlassen