Großes Kino in Brüssel: Die EU-Handelsminister trafen sich heute mit ihren US-Kollegen – natürlich nicht, um irgendwas Konkretes zu entscheiden, sondern um „die transatlantischen Beziehungen zu betonen“. Auch mal schön, wenn Betonung reicht.
EU-Handelskommissar Maros Sefcovic sieht noch „viel Arbeit“ im Bereich Stahl und Überproduktion – was offenbar Brüsseler Diplomatensprech für: „Niemand will sich bewegen, aber wir trinken trotzdem Kaffee zusammen.“ Denn die Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte dümpeln weiterhin fröhlich bei satten 50 Prozent herum – ganz zur Freude der globalen Freihandelsfreunde.
Zähe Zölle, zähes Mittagessen
Deutschland und Polen wagten heute den revolutionären Vorschlag: Vielleicht, ganz vielleicht, könnte man die Zölle ja senken? Man wurde höflich ignoriert. Stattdessen wurde beim gemeinsamen Mittagessen – wie immer das diplomatische Codewort für „wir streiten höflich über das Dessert“ – über „transatlantische Zusammenarbeit“ gesprochen. Mit am Tisch: US-Handelsminister Howard Lutnick und Handelsbeauftragter Jamieson Greer, die nach Jahren des transatlantischen Ghostings wieder mal in Brüssel auftauchten. Angeblich das erste Mal seit Präsident Trump – also quasi archäologischer Besuch.
Fundamentale Floskeln
Minister Lutnick zeigte sich begeistert über das bisher Erreichte (eine tolle Sache, wenn man nichts Konkretes erreicht hat). Jetzt gehe es darum, „auf dem Fundament aufzubauen, das wir diesen Sommer gelegt haben“. Insider vermuten: Das Fundament besteht hauptsächlich aus PowerPoint-Präsentationen und gegenseitigen Bekräftigungen, dass man „aufeinander zugehen“ wolle – natürlich ohne Schritte zu machen.
Außerdem forderte Lutnick „ausgewogene Digitalregeln“ – also solche, die sich perfekt ans amerikanische Geschäftsmodell anpassen, aber trotzdem europäisch klingen. Eine „ausgewogene Lösung, die für uns funktioniert“, sagte er, ohne rot zu werden. Europa hörte höflich zu, nickte diplomatisch – und senkte weiterhin keine Zölle.
Kommentar hinterlassen