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Spender 7069 – Europas fruchtbarstes Risiko

HeiKiwi (CC0), Pixabay
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Von unserer Sonderkorrespondentin für Reproduktionsverwirrung


In einer Welt, in der Lieferdienste schneller sind als Gesetze, hat nun auch die Fortpflanzung ihren Amazon-Moment: Spender 7069 – ein dänischer Student, vermutlich mit starkem rechten Arm – wurde europaweit zur biologischen Massenproduktion freigegeben. Zumindest 197 Mal. Das sind mehr Nachkommen als ein durchschnittlicher Netflix-Held an Dialogzeilen bekommt.

Der Mann, der intern liebevoll „Kjeld“ genannt wurde, war offenbar nicht nur genetisch gut bestückt, sondern auch – wie sich herausstellt – mit einer seltenen Krebs-Mutation im TP53-Gen. Die gute Nachricht: Der Spender ist gesund. Die schlechte Nachricht: Seine Nachkommen könnten es nicht bleiben.

„Sie haben da was vererbt…“

Wäre die Geschichte ein schlechter Krimi, hieße sie „Der Samen des Schreckens“. Tatsächlich handelt es sich aber um eine wirklich reale europäische Reproduktionstragikomödie: Spermien aus Dänemark mit eingebauter Tumorgefahr wurden quer über den Kontinent versandt wie Tiefkühlpizza – nur teurer, aber genauso wenig kontrolliert.

Obwohl die European Sperm Bank (ESB) den Fall seit 2023 kennt, wissen zwölf Familien bis heute nichts von ihrem genetischen Hauptgewinn. Wahrscheinlich bekommen sie die Info gleich nach dem nächsten Newsletter mit dem Betreff: „🔥 Neues Familienangebot – Jetzt mit Gratis-Mutation!“

Das Millionensperma-Geschäft

Ein Röhrchen Kjeld kostet bei der ESB zwischen 615 und 1.110 Euro – je nach Frische und Persönlichkeit. Wer’s exklusiv will, zahlt 31.000 Euro. Der Spender selbst bekam ganze 130 Euro pro Ladung. Kapitalismus eben: Der, der schwitzt, bekommt am wenigsten.

Doch was ist das eigentlich für ein Markt, in dem man für 615 Euro einen genetischen Überraschungsei-Klon mit potenzieller Frühkrebs-Garantie kaufen kann, aber für 31.000 Euro sicherstellen muss, dass der Typ nicht noch 196 weitere Kinder auf dem Planeten verteilt?

Grenzenlos fruchtbar – Europa sagt: Mach ruhig.

In einem wahren „Eurovision Song Contest der Fruchtbarkeit“ haben sich viele Länder auf eigene Kinder-Obergrenzen pro Spender geeinigt: Drei in Österreich, zehn in Italien, unendlich in der Realität.

Denn obwohl es nationale Beschränkungen gibt, gibt es keine europäische Gesamtregelung, keine Datenbank und kein funktionierendes Frühwarnsystem. Die einzige Grenze, die hier zählt, ist offenbar die Versandkostenpauschale.

Selbst das österreichische Gesundheitsministerium zuckt hilflos mit den Schultern: „Aktuell gibt es keine zentrale Stelle, die den Überblick hat.“ Und vermutlich auch keinen, der noch durchblickt.

Kliniken: „Ups.“ Spermabanken: „Tja.“ Politik: „Bis 2027 vielleicht.“

Die ESB erklärte gegenüber der Presse, dass es sich bei den Grenzüberschreitungen um „nicht robuste Systeme“ handle – was klingt wie ein Feedback zum IKEA-Regal, nicht zur genetischen Gesundheit von fast 200 Kindern.

Inzwischen arbeitet die EU an einer neuen Verordnung für „Substanzen menschlichen Ursprungs“. Bis 2027. Eine Obergrenze für Spenderkinder ist nicht vorgesehen. Wahrscheinlich, weil die Lobby der Vielspender mittlerweile eine Partei gegründet hat.

Was nun?

Wenn Sie das Gefühl haben, ihr Kind sieht plötzlich aus wie das in der dänischen Tourismuswerbung – keine Panik. Wenden Sie sich einfach an Ihre Klinik. Oder deren Nachfolger. Oder das zuständige Bundesland. Oder eine dänische Samenbank. Oder einen Gott Ihrer Wahl.

Fazit:

Spender 7069 ist kein Einzelfall. Er ist ein Symptom. Für ein System, das Reproduktionsmedizin wie ein Abo-Modell behandelt – nur ohne Rückgaberecht.

Wer sich jetzt fragt, ob wir ein Kinderregister, DNA-Kontrollen, oder wenigstens eine Liste aller „Kjelds“ brauchen: Ja. Brauchen wir. Und zwar nicht bis 2027, sondern vorgestern.

Coming soon in Ihrer Netflix-Doku:
„Kjeld – Vater wider Willen: Die wahre Geschichte von Europas fruchtbarstem Risiko.“

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