In den italienischen Alpen spielt sich derzeit ein bemerkenswertes und zugleich alarmierendes Schauspiel ab: Um den Skibetrieb überhaupt aufrechterhalten zu können, lassen Betreiber am Monte Bondone – dem Hausberg der norditalienischen Stadt Trient – Schnee mit dem Helikopter einfliegen. Die ungewöhnliche Maßnahme wurde notwendig, weil natürliche Schneefälle ausblieben und selbst künstliche Beschneiung nicht möglich war.
40 Helikopterflüge für eine dünne Schneedecke
Rund 40 Flüge waren erforderlich, um genügend Material aus höher gelegenen Bereichen auf die weitgehend schneefreien Pisten zu transportieren. Ein Video des Senders Rai zeigt, wie der Helikopter große Mengen Schnee in Netzen befördert und an den Hängen verteilt – eine Szene, die inzwischen in vielen Alpenregionen sinnbildlich für den Kampf der Skigebiete gegen klimatische Veränderungen steht.
Wenn selbst Schneekanonen nicht mehr helfen
Normalerweise greifen die Betreiber in schneearmen Zeiten auf künstliche Beschneiung zurück. Doch in diesem Fall machten es:
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hohe Temperaturen,
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starker Wind
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und unbeständige Wetterlagen
unmöglich, mit Schneekanonen eine stabile Pistenfläche aufzubauen. Ohne diese Notmaßnahmen hätte der Skibetrieb eingestellt werden müssen – mit erheblichen wirtschaftlichen Folgen für Hotels, Gastronomie und lokale Betriebe.
Klimawandel zeigt Folgen immer deutlicher
Die Szene am Monte Bondone ist kein Einzelfall: In vielen Skigebieten Europas liegen die Temperaturen inzwischen dauerhaft über dem Gefrierpunkt – selbst in der Hochsaison. Die Folge:
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natürliche Schneedecken werden seltener,
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die Schneefallgrenze steigt,
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Wintersport wird zunehmend zu einem riskanten Geschäftsmodell.
Um kurzfristig zu überleben, greifen Betreiber zu teuren und energieintensiven Maßnahmen, doch langfristig stellt sich die Frage, wie nachhaltig der klassische Skitourismus überhaupt noch ist.
Kritik an ökologischer und ökonomischer Sinnhaftigkeit
Während Tourismusverbände den kurzfristigen Nutzen der Maßnahme betonen, wächst die Kritik aus Umweltverbänden und der Bevölkerung. Besonders bemängelt werden:
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der hohe Energieverbrauch der Helikopter,
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die CO₂-Bilanz,
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die ökologische Belastung der betroffenen Gebiete,
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und die Frage, ob solche Lösungen überhaupt Zukunft haben.
Für viele Beobachter zeigt die Aktion, wie verzweifelt die Lage mancher Skiregionen geworden ist.
Symbol einer Branche im Umbruch
Der Helikopter-Schnee ist mehr als eine lokale Notlösung – er steht sinnbildlich für eine Wintersportindustrie, die sich zwischen Tradition und Klimarealität neu erfinden muss. Während einige Regionen verstärkt auf Ganzjahrestourismus setzen, halten andere weiter am klassischen Wintergeschäft fest – teils mit immer extremeren Mitteln.
Der Monte Bondone dürfte in diesem Winter nicht der einzige Berg bleiben, an dem Schnee aus der Luft statt aus den Wolken kommt.
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