Die Wirtschaft der Euro-Zone hat im Sommer leicht zugelegt – plus 0,2 Prozent im dritten Quartal, meldet das EU-Statistikamt Eurostat. Das mag auf den ersten Blick unspektakulär wirken, doch der Blick in die Details zeigt eine bemerkenswerte Verschiebung der Kräfteverhältnisse: Nicht mehr Deutschland, sondern Südeuropa ist derzeit der Motor des Wachstums.
Spanien, Portugal und Frankreich legen überraschend stark zu – und das trotz innerpolitischer Krisen oder hoher Schuldenstände. Frankreich etwa wuchs um 0,6 Prozent – das stärkste Wachstum seit Jahren. Und auch Spanien, einst Sinnbild für europäische Krisenpolitik, zeigt weiter solide Zahlen.
Im Gegensatz dazu stagniert Deutschland – lange Zeit das Rückgrat der Eurozone. Probleme in der Autoindustrie, US-Zölle, Chipmangel und eine schwache Binnennachfrage bremsen die deutsche Konjunktur. Selbst Branchenriesen wie der VW-Konzern schreiben tiefrote Zahlen – über eine Milliarde Euro Verlust allein im dritten Quartal. Die Elektromobilität kommt zu langsam voran, Innovationskraft und digitale Infrastruktur bleiben hinter dem internationalen Wettbewerb zurück.
Österreich, stark abhängig vom deutschen Markt, leidet mit. Die Industrie entwickelt sich schleppend, das Wirtschaftswachstum liegt nur bei 0,1 Prozent im dritten Quartal – eine träge Dynamik, wie das WIFO analysiert.
Trotzdem verbreitet man in Berlin und Wien vorsichtigen Optimismus: In Deutschland sollen hohe Staatsausgaben, etwa aus dem 500-Milliarden-Infrastrukturpaket, die Konjunktur stützen. In Österreich sieht man erste Anzeichen einer Stabilisierung, auch wenn der große Aufschwung wohl erst 2026 kommt.
Doch eines ist klar: Die früheren Sorgenkinder im Süden sind derzeit die Hoffnungsträger Europas. Das ist nicht nur wirtschaftlich bemerkenswert – sondern auch ein Beweis, dass Krisenbewältigung und Reformen Wirkung zeigen können.
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