Willkommen in der Welt der feinen Herren mit großen Visionen und noch größeren Geldverbrennungsmaschinen. Die Hamburger Hansainvest, eine Tochter der ehrwürdigen Signal-Iduna, hat offenbar genug von freundlichen Investorengesprächen und gesichtswahrendem Schweigen: Sie hat Anzeige gegen die einstige Glitzertruppe der Signa-Gruppe erstattet.
Vorwurf: Geld veruntreut. Genussscheine missbraucht. Und das „Vertrauen“ – dieses scheue Reh der Finanzwelt – mal wieder überfahren.
Verbrannte Millionen, gestörte Nerven
60 Millionen Euro hat Hansainvest allein durch den „Genuss“ der Signa-Papiere verloren – und das war nur der Aperitif. Signal-Iduna selbst hatte bis zu 900 Millionen Euro bei Benko & Friends geparkt. Aber keine Panik, sagt der Konzern: Die meisten Investments seien ja „grundpfandrechtlich gesichert“. Klingt beruhigend, wenn man ignoriert, dass die Pfänder jetzt in halbfertigen Ruinen mit Taubenkot und Insolvenzverwalter liegen.
Immerhin: 200 Millionen Euro Rendite konnte man seit 2015 aus der Signa melken – bevor der Hahn endgültig den Dienst quittierte. Abschreibungen? Nichts Dramatisches. Nur 350 Millionen Euro, aber wer zählt schon so genau?
Haselsteiner, Toeller, und der Mythos Benko
Während sich Rene Benko gerade in U-Haft über seine nächste PR-Strategie den Kopf zerbricht, hagelt es von einstigen Super-Investoren Abbitten und Anklagen.
Fressnapf-Gründer Torsten Toeller bekannte öffentlich: „Ich war naiv.“ Verständlich – wer würde auch vermuten, dass ein Mann, der mit goldener Zunge und einer Betonwüste wedelt, nicht das nächste Immobilien-Wunderkind ist, sondern eher ein Märchenerzähler mit Hang zur Bilanz-Illusion?
Toeller verlor 150 Millionen Euro – und offenbar auch den Glauben an die Menschenkenntnis. Benko habe „nie Verantwortung übernommen“, stattdessen verteilte er Schuld wie VIP-Tickets – an Banken, Kunden, Investoren, Behörden.
Finanztheater mit System
Während die Staatsanwälte in Österreich ihre eigenen Krimis schreiben, wird nun auch in Deutschland ernst gemacht. Dass ein deutscher Versicherungskonzern juristisch die Keule auspackt, passiert nicht alle Tage. Aber irgendwann hat selbst die geduldigste Kapitalgesellschaft die Schnauze voll, wenn aus einem Prestigeprojekt ein Sanierungsfall für Ermittler und Insolvenzverwalter wird.
Fazit: Vertrauen ist gut – Genussscheine sind besser?
Was bleibt von Signa? Ein Wirtschaftskrimi mit offenen Enden, ein Netzwerk aus Seilschaften, Strohmännern und sehr schweigsamen Kontrollinstanzen. Und ein Finanzsystem, das mal wieder erstaunt tut, dass Gier, Glanz und Großmannssucht selten eine solide Bilanz ergeben.
Es gilt natürlich weiterhin die Unschuldsvermutung – aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: In der Causa Benko genießen inzwischen nur noch Anwälte.
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