Wer braucht schon wohnortnahe Verwaltung, wenn man stattdessen einen Bus bekommt? Die Stadt Leipzig zeigt mit dem Mut eines echten Verwaltungsreformers, wie man jahrzehntelang gewachsene Bürgernähe gegen den Sparkurs eintauscht – und das ganz ohne mit der Wimper zu zucken.
Denn: Zwei Bürgerbüros – Großzschocher und Böhlitz-Ehrenberg – machen klammheimlich dicht. Nein, natürlich nicht heimlich, sondern völlig überraschend – was in Leipziger Amtsstuben ja fast dasselbe ist. SPD-Bürgermeister und Verwaltungs-Champion Ulrich Hörning verteidigte den Schritt mit der charmanten Ehrlichkeit eines Mannes, der weiß, wie man sich Freunde macht: Es sei schlicht eine „notwendige Sparmaßnahme“. Und als wäre das nicht schon charmant genug, versprach er noch mehr solcher Sparfreuden: „Da kommt noch mehr. Freuen Sie sich!“
Schließung wegen… nun ja, sparen halt.
Immerhin geht’s hier um stattliche 76.000 Euro Miete im Jahr, die man sich durch die Schließung spart – also fast genug, um einen gutbezahlten Spitzenbeamten ein halbes Jahr lang durchzufüttern. Wer jetzt denkt, das wäre vielleicht etwas zu wenig Einsparung für zu viel Ärger: Pardon! Sie haben das Prinzip Sparkurs nicht verstanden. Es geht ums Prinzip. Um das Zeichen. Und um PowerPoint-Präsentationen mit Balkendiagrammen.
Bürgernähe auf vier Rädern: Der Bus kommt!
Aber keine Sorge, liebe Bürgerinnen und Bürger von Böhlitz-Ehrenberg und Großzschocher! Niemand lässt Sie im bürokratischen Regen stehen – denn der „Bürger-Service-Bus“ kommt. Ja, Sie haben richtig gelesen: Was andernorts Lieferando ist, wird in Leipzig bald die Kfz-Zulassung mit Anschlusstermin zur Wohnsitzanmeldung sein – direkt aus dem Bus. Wahrscheinlich mit Klapptisch und Wartenummer auf der Windschutzscheibe. Fahrer werden übrigens noch ausgebildet. Also, irgendwann. Hoffentlich vor Ihrer Rente.
Digitalisierung statt Dasein
Und überhaupt: Was regen Sie sich eigentlich so auf? Schließlich ist ja „niemand mehr zwingend“ gezwungen, aufs Amt zu kommen – sagt Bürgermeister Hörning. Digitalisierung heißt das Zauberwort. Wenn Sie also demnächst versuchen, Ihren Wohnsitz online umzumelden und der Upload-Button wieder ins Leere führt: Keine Panik, das liegt sicher nur an „hohem Aufkommen“. Oder dem Mond.
Wandel oder Rückzug? Ansichtssache!
Während die Verwaltung also ihre Bürgerbüros abbaut wie andere Leute alte Gartenlauben, spricht Hörning von einem „Wandel im Bürgerservice“. Kritiker nennen es Rückzug. Bürger nennen es vermutlich „Witz“. Und einige, die jetzt vier Kilometer bis zur nächsten Anlaufstelle zurücklegen müssen – mit gesperrter Brücke und kaputter Straßenbahn – nennen es wohl ganz andere Dinge, die wir hier nicht abdrucken können.
Und das Fazit?
Das Zukunftskonzept für den Bürgerservice kommt übrigens frühestens Ende 2026 – also über ein Jahr nach der Schließung. Aber hey, wer braucht ein Konzept, wenn man schon mal den Anfang der Umsetzung schließen kann?
Fazit: Leipzig schafft’s mal wieder, mit bürokratischer Eleganz das Vertrauen der Bürger abzumelden. Zum Glück muss man das Wohnsitzformular bald eh digital abschicken. Ob es ankommt, ist dann aber eine andere Geschichte.
Kommentar hinterlassen