Nach dem Preisschock bei Eiern im letzten Jahr trifft nun das nächste Grundnahrungsmittel die Verbraucher: Rindfleischpreise sind seit Januar um fast 9 % gestiegen und haben laut US-Landwirtschaftsministerium ein Rekordniveau erreicht. Im Einzelhandel kostet ein Pfund (ca. 450 g) aktuell durchschnittlich 9,26 US-Dollar.
Besonders betroffen sind Steak (+12,4 %) und Hackfleisch (+10,3 %), wie aus dem Verbraucherpreisindex vom Juni hervorgeht. Anders als bei Eiern, deren Preise nach Ende der Vogelgrippe-Krise rasch sanken, gestaltet sich eine Entspannung auf dem Rindfleischmarkt deutlich schwieriger.
„Die Rindfleischindustrie ist noch immer der Wilde Westen des Proteinmarkts“, erklärt Michael Swanson, Agrarökonom bei Wells Fargo. Der Vergleich: Während der Eiermarkt zentral gesteuert wird, ist die Rindfleischerzeugung zersplittert und wetterabhängig.
Ursachen des Preisanstiegs
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Niedrigste Rinderbestände seit 74 Jahren, laut American Farm Bureau Federation (AFBF)
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Anhaltende Dürre in weiten Teilen der USA, die Weideflächen unbrauchbar macht
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Hohe Futtermittelkosten, da auf teures Kraftfutter statt Weidegras zurückgegriffen werden muss
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Sinkende Rentabilität: Viele Rancher geben auf, da trotz hoher Marktpreise kaum Gewinne bleiben
Auch Donnie King, CEO von Tyson Foods, sprach kürzlich von den „herausforderndsten Marktbedingungen, die wir je erlebt haben“.
Internationale Dynamik
Ein wachsender Teil des Rindfleischkonsums in den USA – derzeit rund 8 % – wird durch Importe aus Ländern wie Brasilien, Argentinien und Australien gedeckt. Gleichzeitig sind die US-Exporte im Mai um 22 % eingebrochen, was laut Swanson einen grundlegenden Wandel in der globalen Fleischverteilung darstellt.
„Wir sind der teuerste Rindfleischmarkt der Welt – und andere Länder beliefern uns gerne“, so Swanson.
Verbrauch bleibt hoch – aber wie lange noch?
Trotz der hohen Preise bleibt die Nachfrage stark. Doch Experten wie AFBF-Ökonom Bernt Nelson warnen: Sollte das Verbrauchervertrauen sinken, etwa durch wirtschaftliche Unsicherheit, könnten die Konsumausgaben für Fleisch zurückgehen – mit Folgen für die gesamte Branche.
Einige Einzelhändler reagieren bereits: Walmart hat kürzlich seine erste eigene Rindfleischverarbeitungsanlage in Kansas eröffnet, um unabhängiger und kosteneffizienter zu produzieren. Ziel sei es, Transparenz und Preisstabilität für Kunden zu verbessern.
Ausblick
Swanson warnt: Die Branche nähert sich dem Höhepunkt des aktuellen Preiszyklus. Wenn die Verbraucherpreise zurückgehen, könnten viele Erzeuger auf teuer eingekauften Tieren „sitzen bleiben“ – ein hohes finanzielles Risiko für Rancher und Produzenten.
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