Die republikanische Strategie, in Texas fünf demokratische Sitze im US-Repräsentantenhaus zu übernehmen, steht zunehmend auf wackeligem Fundament. Ursprünglich schien der Plan dank einer günstigen Neuziehung der Wahlkreise nahezu sicher – doch nationale Trends, sinkende Zustimmungswerte für Ex-Präsident Donald Trump und ein Stimmungsumschwung unter Latinos machen den Republikanern einen Strich durch die Rechnung.
Laut aktuellen Umfragen und Wahlergebnissen haben Demokraten bei fünf Sonderwahlen in diesem Jahr Trumps 2024-Ergebnisse jeweils um mindestens 13 Prozentpunkte übertroffen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnten drei der fünf anvisierten texanischen Sitze in demokratischer Hand bleiben – oder sogar zurückgewonnen werden.
„Ich spüre die Veränderung direkt bei den Menschen“, sagte der demokratische Abgeordnete Vicente Gonzalez, dessen Distrikt im Süden von Texas stark von Latinos geprägt ist. „Ich rechne fest damit, dass wir die Mehrheit zurückerobern und traditionelle demokratische Hochburgen wie South Texas zurückgewinnen.“
Trumps schwindender Rückhalt bei Latinos
Obwohl Trump 2024 mit 46 % Zustimmung unter Latinos in Texas Erfolge feiern konnte – ein Sprung von 32 % im Vergleich zu 2020 – hat sich diese Unterstützung seither deutlich abgeschwächt. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass nur noch 32 % der texanischen Latinos Trump positiv bewerten. Besonders auffällig: Viele Latinos gaben an, ihre Wahlentscheidung von 2024 zu bereuen. In einer hypothetischen Neuauflage des Wahlgangs würde Vizepräsidentin Kamala Harris Trump laut Umfrage mit 11 Punkten Vorsprung schlagen – ein beachtlicher Umschwung.
„Ich glaube, viele Latinos werden zurück zu den Demokraten finden“, sagt der demokratische Wahlkampfstratege Chuck Rocha. „Die Frage ist nur: wie stark?“
Demokraten mit Rückenwind
Nicht nur unter Latinos zeichnet sich ein positiver Trend für die Demokraten ab. In mehreren Sonderwahlen schnitten sie deutlich besser ab als noch 2024, teilweise mit zweistelligen Zugewinnen. Diese Entwicklung deutet auf eine gestiegene Motivation unter demokratischen Wählerinnen und Wählern hin – ein möglicher Vorteil für die Zwischenwahlen 2026.
Der republikanische Optimismus, insbesondere im mehrheitlich hispanischen Rio Grande Valley, weicht zunehmend der Realität: Die dort gezeichneten Wahlkreise könnten sich als weniger stabil herausstellen als geplant.
Auch in Trumps starkem Distrikt TX-15, gehalten von der Republikanerin Monica De La Cruz, könnten die Karten neu gemischt werden. Zwar gewann Trump hier 2024 mit 18 Punkten Vorsprung – doch vier Jahre zuvor waren es nur zwei. 2018 gewann der Demokrat Beto O’Rourke den Bezirk mit elf Punkten.
Fazit: Republikanische Hoffnungen wanken
Die republikanische Hoffnung, durch die Umverteilung der Wahlkreise in Texas fünf Sitze zu gewinnen, könnte sich als trügerisch erweisen. Eine Kombination aus sinkender Zustimmung unter Latinos, wirtschaftlicher Unzufriedenheit und starkem demokratischem Mobilisierungspotenzial stellt den erwarteten Redistricting-Gewinn infrage. Texas bleibt ein entscheidendes Schlachtfeld – aber der Vorteil, so scheint es, kippt in Richtung der Demokraten.
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