Neu veröffentlichte Regierungsdokumente aus dem britischen Nationalarchiv zeigen, dass der frühere Premierminister Tony Blair und seine Frau Cherie Blair während ihrer Zeit in Downing Street erhebliche Rabatte auf Designerkleidung erhielten – in einem Umfang, der bei Regierungsmitarbeitern Besorgnis über mögliche Interessenkonflikte auslöste.
Zwischen Juli 2001 und Dezember 2002 kaufte Cherie Blair Kleidung im Wert von über £75.000 (heute rund £150.000), zahlte aber laut Unterlagen lediglich £31.000. Ein Großteil der Rabatte wurde von Modehäusern wie Nicole Farhi, Burberry, Ungaro, Joseph und Paul Smith gewährt – vermittelt durch ihre persönliche Trainerin und Stylistin Carole Caplin.
Besonders bei Kleidung von Nicole Farhi erhielt sie und ihr Ehemann einen Preisnachlass von über 60 %. Tony Blair selbst bekam 25 % Rabatt auf Anzüge von Paul Smith.
Bedenken wegen öffentlicher Wahrnehmung und neuer Regeln
Mitarbeiter in No. 10 befürchteten, dass die Vorteile unter einen neuen Ministerialkodex fallen könnten, der damals eingeführt wurde. In einem internen Vermerk schrieb die damalige Privatsekretärin Clare Sumner, die Rabatte könnten „in der öffentlichen Wahrnehmung problematisch“ sein, da die Beträge „recht hoch“ seien.
Die Regierung schlug vor, dass die Blairs einen Teil der Rabatte zurückzahlen sollten, um Vorwürfen vorzubeugen. Unklar bleibt, ob dies tatsächlich geschah.
Strategie zur Rechtfertigung
Cherie Blair argumentierte laut Dokumenten, dass sie viele der Kleidungsstücke für ihre eigenen beruflichen Verpflichtungen benötige und diese teilweise auch an Wohltätigkeitsorganisationen weitergebe. Zudem seien solche Rabatte auch anderen prominenten Persönlichkeiten mit Personal Shoppern zugänglich.
Sie kündigte an, die Designer um schriftliche Bestätigung zu bitten, dass diese „Handelskonditionen“ nicht exklusiv seien.
Keine Angabe in offizieller Geschenkeliste
In der offiziellen Ministerliste vom März 2003 finden sich keine Angaben zu Kleidung oder Preisnachlässen als Geschenke. Der damalige Premier hatte seine Privatsekretärin sogar gebeten, die Liste „langweiliger“ zu gestalten – unter anderem, um luxuriöse Details wie Markennamen teurer Uhren zu verschleiern, die ihm unter anderem vom italienischen Premier Silvio Berlusconi geschenkt wurden.
Parallele zu Starmer
Der Vorfall erinnert an jüngere Kritik an Oppositionsführer Sir Keir Starmer, der im Vorjahr Kleidung und Brillen im Wert von über £24.000 von einem Labour-Lord erhalten hatte – darunter auch Outfits für seine Ehefrau Victoria.
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