Drei Jahre lang war der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj das Symbol des westlichen Widerstands gegen Russlands Angriffskrieg – ein Mann, der Europas Regierungen zu einer entschlossenen Haltung gegenüber dem Kreml zwang. Doch nun scheint sich das Blatt gewendet zu haben: Während Wladimir Putin im Zentrum der diplomatischen Aufmerksamkeit steht, bleibt Selenskyj außen vor.
Diese Entwicklung zeigte sich besonders deutlich am Mittwoch, als Selenskyj in Kiew nicht etwa den US-Präsidenten persönlich empfing, sondern lediglich US-Finanzminister Scott Bessent. Der hatte ein finanzielles Hilfspaket im Gepäck, das Selenskyj jedoch nicht unterzeichnete. Denn während Selenskyj auf ein direktes Treffen mit Donald Trump hoffte, telefonierte der stattdessen lieber mit Wladimir Putin – bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage.
Putins langer Atem – und Trumps neue Linie
Für Putin ist dieser Moment der Lohn jahrelanger Geduld. Er hat massive Verluste in Kauf genommen, um eine Spaltung im Westen herbeizuführen – und nun scheint Trump genau das zu liefern. Während die westliche Unterstützung für die Ukraine ins Wanken gerät, vermittelt Trump öffentlich den Eindruck, dass eine Einigung mit Moskau möglich sei.
Besonders symbolträchtig war die plötzliche Freilassung des US-Bürgers Marc Fogel aus russischer Haft. Trump inszenierte die Heimkehr des 61-Jährigen als medienwirksamen Erfolg – ein perfektes Signal an die amerikanische Öffentlichkeit: Wenn Putin Amerikaner freilässt, warum sollte man nicht mit ihm verhandeln?
Für Selenskyj war es ein bitterer Tag. Einst eilten westliche Spitzenpolitiker nach Kiew, um sich mit ihm solidarisch zu zeigen. Jetzt scheint er nur noch zweite Wahl zu sein – hinter Putin auf Trumps Telefonliste.
Neue US-Politik: Kein NATO-Beitritt, keine US-Friedenstruppen
Noch schwerwiegender waren die Aussagen von US-Verteidigungsminister Peter Hegseth. Laut ihm wird die Ukraine:
- Kein Mitglied der NATO werden.
- Nicht in ihre Grenzen von 2014 zurückkehren.
- Keine US-Friedenstruppen erhalten – nur europäische oder nicht-amerikanische Einheiten.
Diese Punkte zeichnen ein düsteres Bild für Kiew. Selenskyj hatte in den letzten Wochen betont, dass Sicherheitsgarantien ohne US-Beteiligung wertlos seien – doch genau diese Option wurde ihm nun genommen.
Damit zeichnet sich eine mögliche Friedenslösung ab, die an Vorschläge des ehemaligen Generals Keith Kellogg erinnert, der mittlerweile als Sondergesandter für Russland und die Ukraine fungiert. Schon im April hatte er skizziert, was sich nun abzeichnet:
- Eine europäische Friedenstruppe statt US-Truppen.
- Aufgabe des NATO-Beitritts.
- Ein Waffenstillstand, dem möglicherweise Wahlen in der Ukraine folgen.
- Hilfsgelder an die Ukraine als Kredite, die Kiew zurückzahlen muss.
Kiews letzte Hoffnung: Rohstoffe als Verhandlungschip?
Auch über Seltene Erden wurde in Kiew gesprochen – ein Thema, das Trump bereits 2017 in Afghanistan kurzzeitig interessierte, bevor er das Land schließlich den Taliban überließ. Die Frage ist nun: Wird die Ukraine für Trump ebenso austauschbar sein?
Für Trump scheint der Ukraine-Krieg kein zentrales Anliegen zu sein – jedenfalls nicht im Vergleich zu einem möglichen Deal mit Putin. Der russische Präsident steht ganz oben auf Trumps Prioritätenliste. Für Selenskyj hingegen rückt eine harte Realität näher: Er könnte der große Verlierer eines geopolitischen Spiels werden, das sich nun nicht mehr um ihn, sondern um Putin und Trump dreht.
Kommentar hinterlassen