Der polnische Präsident Karol Nawrocki hat sein geplantes Tête-à-Tête mit Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban kurzerhand gecancelt – Grund: Orbans kleiner Ausflug nach Moskau zu einem gewissen Herrn Putin. Und wie jeder weiß: Wer sich freiwillig mit einem Krieg führenden Autokraten trifft, bekommt bei Warschau eben kein Händeschütteln, sondern Funkstille.
„Putinfreundschaften sind kein Visegrad-Wert“, ließ Nawrockis Bürochef Marcin Przydacz wissen – diplomatisch ausgedrückt, aber mit der emotionalen Schärfe einer geopolitischen Trennung per SMS.
Gipfel ja – Gruppenkuscheln mit Viktor nein
Eigentlich hätte das große Orban-Nawrocki-Treffen direkt nach dem Visegrad-Gipfel in Esztergom stattfinden sollen. Jetzt kommt Nawrocki zwar zum Gipfel, aber nicht zur Nebenvorstellung „Wurst und Wein mit Viktor“. Sein Terminkalender bleibt eng – und vor allem: orbanfrei.
Man kann es ihm kaum verdenken. Immerhin steckt die Visegrad-Gruppe, einst gegründet zur Förderung gemeinsamer europäischer Werte, gerade in einer Identitätskrise: Tschechien und Polen verurteilen Moskau, während Orban in Moskau gefühlt schon nach Ferienhäusern sucht. Die Slowakei steht irgendwo dazwischen, möglicherweise in der Warteschlange für die nächste Meinungsänderung.
Orban: Staatsmann oder Putins Lieblingsgast?
Viktor Orban, der selbsternannte geopolitische Freigeist, scheint sich keine Gedanken über diplomatische Etikette zu machen. Während Europa noch darüber diskutiert, wie man mit Moskau umgeht, war Orban schon da – mit Blumen, Händedruck und womöglich einem ungarischen Dessert im Gepäck. Das Problem: Putin ist gerade nicht so angesagt. Jedenfalls nicht auf dem europäischen Demokratieball.
Die Visegrad-Gruppe: Mehr Krise als Kooperation
Was einst als Allianz gegen außenpolitische Unsichtbarkeit begann, ist inzwischen ein politisches Beziehungskarusell mit Drama-Garantie. Gemeinsame Werte? Ja – sofern man darunter versteht, bei jedem Treffen nicht komplett die Fassung zu verlieren.
Fazit:
Orban macht geopolitischen Alleingang, Nawrocki schiebt höflich aber bestimmt den Stuhl zurück, und die Visegrad-Gruppe fragt sich leise, ob man nicht doch lieber zu viert Pizza bestellt, aber Viktor bei der Lieferung angibt: „Tür nicht öffnen bei Russenkontakt.“
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