Die IFS-Schuldenberatung in Vorarlberg registriert einen deutlichen Anstieg junger Erwachsener, die durch Online-Sportwetten in finanzielle Not geraten. Die Fälle häufen sich – gleichzeitig bleibt Österreich das einzige EU-Land, in dem Sportwetten nicht unter das Glücksspielgesetz fallen. Diese juristische Sonderstellung ermöglicht massive Werbekampagnen, die besonders junge Menschen in die Abhängigkeit ziehen.
„Eine ganze Generation rutscht in die Spielsucht“
Spielerschützer und Beratungsstellen sehen dringenden politischen Handlungsbedarf. Ein Betroffener aus Dornbirn – selbst spielsüchtig und Leiter einer anonymen Selbsthilfegruppe – spricht offen über seine Erfahrungen:
„Online-Wetten zerstören Leben. Wir brauchen endlich klare Regeln: Geoblocking illegaler Anbieter, Einzahlungslimits, Warnhinweise und strengere Kontrollen.“
Der Mann fordert verbindliche gesetzliche Maßnahmen, die im Glücksspielbereich längst üblich sind:
– monatliche Einzahlungslimits (1.000 €)
– Gefahrenhinweise wie bei Zigarettenwerbung
– automatisierte Spielsucht-Checks und Sperren
– Geoblocking, damit illegale Plattformen nicht mehr erreichbar sind
Österreichs Sonderweg: Sportwetten ohne Glücksspielregulierung
In keinem anderen EU-Staat gelten Sportwetten nicht als Glücksspiel. Dieser Status erlaubt:
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aggressive Werbekampagnen, oft rund um Sport-Events
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Sponsoring von Vereinen, Ligen und TV-Sendungen
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kaum regulierte Online-Modelle
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fehlende Sperrdateien und Schutzmechanismen
Für viele Experten ist das ein systematischer Konstruktionsfehler – mit realen sozialen Folgen.
Junge Männer besonders gefährdet
Laut IFS-Schuldenberatung handelt es sich bei den Betroffenen meist um:
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männliche Spieler im Alter zwischen 18 und 30 Jahren
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mit niedrigem oder instabilem Einkommen
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häufig mit Migrationshintergrund
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oft mit fehlendem Bewusstsein für das Risiko
IFS-Schuldenberater Eike Grabher betont gegenüber ORF Vorarlberg:
„Viele dieser jungen Menschen verschulden sich massiv. Die Werbung suggeriert schnellen Gewinn – die Realität ist fast immer das Gegenteil.“
Politik plant neues Glücksspielgesetz – aber erst ab 2026
Die österreichische Bundesregierung arbeitet derzeit an einem neuen Glücksspielgesetz, das ausdrücklich mehr Spielerschutz beinhalten soll. Doch:
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Details sind noch unbekannt
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das Gesetz könnte erst Sommer 2026 in Kraft treten
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Sportwetten könnten erstmals als Glücksspiel eingestuft werden
Bis dahin bleibt die Lücke bestehen – zum Nachteil vieler junger Menschen.
Fazit: Werberegulierung und Schutzmechanismen längst überfällig
Die aktuellen Entwicklungen zeigen eine klare Tendenz:
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mehr Abhängigkeit
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höhere Verschuldung
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starke Anziehungskraft auf junge Männer
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rasanter technischer Wandel durch Online-Plattformen
Fachleute sind sich einig:
Ohne gesetzliche Anpassung werden die Probleme weiter eskalieren.
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