Die Zukunft des VAR steht auf der Kippe
Nachdem die Punkteteilung mit der kommenden Saison in der Admiral Bundesliga Geschichte sein wird, könnte nun auch der Video Assistant Referee (VAR) fallen. Die Zukunft der Technologie ist – so heißt es offiziell – „völlig offen“. Zwar gilt der Nutzen des VAR für viele als unbestritten, doch der Rotstift könnte ihm am Ende zum Verhängnis werden.
Kostenfaktor statt Fortschritt
Der Grund ist banal und doch entscheidend: Das Geld wird knapp. Der „Kuchen“, den sich Liga und Verband teilen, ist kleiner geworden – und so sucht man fieberhaft nach Einsparungen. Der VAR steht dabei auf der Liste, denn die Videoüberprüfung kostet derzeit rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr.
Gespart werden soll sowohl beim Personal als auch bei der Technik. Eine neue Ausschreibung für technische Partner ab 2026 ist bereits im Laufen – doch ob sie überhaupt noch nötig sein wird, hängt vom finanziellen Spielraum ab.
Weniger Geld aus TV-Verträgen
Ab der kommenden Saison tritt der neue TV-Vertrag in Kraft, der weniger Einnahmen bringt. Bisher flossen laut Branchenkreisen rund 42 Millionen Euro pro Jahr in die Kassen, künftig werden es nur noch etwa 34 Millionen sein. Der Hauptanteil kommt von einem Pay-TV-Sender, der Rest von öffentlich-rechtlichen und kleineren Partnern.
Damit ist klar: Was früher als „Investition in Fairness und Transparenz“ galt, wird nun zu einer Belastung im Budgetplan.
Europa hält am VAR fest – Österreich zögert
Während nahezu alle großen europäischen Ligen den VAR längst als festen Bestandteil des Spiels etabliert haben, herrscht im Norden Europas Skepsis. In Schweden gibt es nach wie vor keinen Videoassistenten – nicht zuletzt wegen massiven Widerstands der Fans. In Norwegen stand der VAR bereits kurz vor dem Aus; erst eine knappe Abstimmung rettete ihn.
Nun also Österreich: Auch hier wird diskutiert, ob der Aufwand den Nutzen rechtfertigt.
Zahlen sprechen – aber überzeugen sie?
Seit der Einführung des VAR in der Saison 2021/22 wurden in über 200 Spielen 85 gravierende Fehlentscheidungen festgestellt. Zwei Drittel davon konnten mithilfe des VAR korrigiert werden – eine beachtliche Quote, aber kein makelloser Wert.
Denn selbst mit Videotechnik blieben 30 schwere Fehler bestehen – bei Toren, Platzverweisen und Elfmetern. 16 davon gingen direkt auf Fehlurteile des VAR zurück.
Mit anderen Worten: Auch die Technik irrt.
Ein teurer Zwischenschritt in einer unendlichen Debatte
Der VAR war nie als Allheilmittel gedacht, sondern als Hilfsmittel. Doch in der Praxis ist er längst Symbol einer Fußballrealität geworden, in der Misstrauen, Emotionen und Technikgläubigkeit aufeinanderprallen.
Fans klagen über zerstörte Spielrhythmen, Trainer über unklare Entscheidungen, Schiedsrichter über wachsenden Druck. Und die Liga? Sie klagt über die Kosten.
Fazit: Zwischen Fortschritt und Finanzloch
Der VAR sollte Fairness bringen, doch nun droht ihm das Aus – nicht aus sportlichen, sondern aus wirtschaftlichen Gründen. Während andere Länder den Videobeweis als Standard betrachten, überlegt man hierzulande, ob man ihn sich überhaupt noch leisten kann.
Ob der VAR in Österreich also bleibt, reformiert oder abgeschafft wird, hängt weniger von der Wahrheit auf dem Platz ab – sondern von der Wahrheit in den Bilanzen.
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