Der US-Chiphersteller Nvidia hat einen milliardenschweren Coup in Asien gelandet: Mehr als 260.000 seiner modernsten KI-Chips wird das Unternehmen an die südkoreanische Regierung sowie an Industriegrößen wie Samsung, LG und Hyundai liefern. Die Chips sollen unter anderem in Fabriken zur Herstellung von Halbleitern, Robotern und autonomen Fahrzeugen zum Einsatz kommen – mit dem Ziel, Südkorea zu einem Exporteur von „intelligenter Technologie“ zu machen.
„Südkorea kann jetzt Intelligenz exportieren“, verkündete Nvidia-CEO Jensen Huang auf dem APEC-CEO-Gipfel in Gyeongju. Den genauen Wert der Deals behielt er jedoch für sich.
Erster 5-Billionen-Dollar-Konzern der Welt
Die Ankündigung markiert den Höhepunkt einer außergewöhnlichen Woche für Nvidia: Am Mittwoch wurde das Unternehmen als erstes überhaupt mit 5 Billionen US-Dollar (rund 4,8 Billionen Euro) bewertet. Nur einen Tag später gab es Anzeichen für ein mögliches Tauwetter in den Handelsbeziehungen zwischen den USA und China – ein Lichtblick für Nvidias Geschäft in Asien.
Mit dem Südkorea-Deal treibt Nvidia seine Strategie voran, weltweit KI-Infrastruktur zu etablieren und seine Chips tiefer in industrielle Anwendungen zu integrieren. Huang sprach davon, dass mit den neuen Chips „digitale Zwillinge“ globaler Fabriken erschaffen werden können – also virtuelle Abbilder realer Produktionsstätten zur Optimierung von Prozessen.
Souveräne KI – Südkorea will unabhängig werden
Südkorea verfolgt ambitionierte Pläne, zur regionalen KI-Supermacht zu werden. Das Land verfügt über große Technologieunternehmen, ausreichend Energie, Platz für neue Rechenzentren – und nun auch über die nötige Rechenleistung.
Mehr als 50.000 der gelieferten Nvidia-Chips sollen Rechenzentren der staatlichen KI-Computing-Zentrale sowie privater Unternehmen wie Kakao und Naver antreiben. Die südkoreanische Regierung kündigte an, unter dem Schlagwort „Sovereign AI“ eine eigene, staatlich kontrollierte Recheninfrastruktur aufzubauen – unabhängig von ausländischen Tech-Konzernen.
Handelsstreit mit China: Nvidia zwischen den Fronten
Während sich Nvidia in Südkorea neue Märkte erschließt, bleibt das Verhältnis zu China angespannt. Noch 2022 stammten mehr als 10 % des Umsatzes aus dem Reich der Mitte – heute liegt dieser Anteil bei 0 %.
„Früher hatten wir 95 % Marktanteil im chinesischen KI-Bereich. Jetzt sind es 0 %“, sagte Huang nüchtern. Er betonte jedoch seinen Wunsch, die neuesten Blackwell-Chips auch nach China zu verkaufen – die Entscheidung darüber liege jedoch beim US-Präsidenten. Aktuell verhindern Exportkontrollen den Verkauf modernster KI-Chips an chinesische Kunden.
Ex-Präsident Donald Trump, der am Donnerstag mit Chinas Präsident Xi Jinping zusammentraf, sprach von geplanten Gesprächen zwischen Nvidia und Peking. Die US-Regierung werde dabei als „Schiedsrichter“ agieren, so Trump.
China entwickelt eigene Chips – Nvidia bleibt gelassen
Unterdessen wächst in China der Druck, auf heimische Technologie umzusteigen. Unternehmen wie Huawei und Alibaba präsentierten bereits eigene KI-Chips, die mit Nvidias Produkten konkurrieren sollen. Gleichzeitig haben chinesische Behörden Berichten zufolge lokale Firmen dazu aufgerufen, keine Nvidia-Chips mehr zu kaufen – zugunsten heimischer Anbieter.
„Wir respektieren Chinas Fähigkeiten sehr“, kommentierte Jensen Huang diplomatisch.
Globale Expansion und Kursrally
Trotz geopolitischer Spannungen expandiert Nvidia weiter rasant. In dieser Woche wurden zusätzliche Partnerschaften mit dem US-Energieministerium, Nokia, Uber und Stellantis bekannt gegeben – allesamt strategische Allianzen, um das KI-Geschäft zu verbreitern und Investoren zu zeigen: Die Zukunft der künstlichen Intelligenz ist kein Hype, sondern ein Geschäftsmodell mit echtem Return on Investment.
Der Aktienkurs des Unternehmens profitierte entsprechend – und Analysten sehen Nvidia als klaren Taktgeber der globalen KI-Wirtschaft.
Fazit:
Nvidia baut seine Marktführerschaft weiter aus und positioniert sich als technologische Lebensader für Asiens Industrie. Während der Konflikt mit China das Geschäft ausbremst, schafft der Konzern in Südkorea und anderswo neue Wachstumsmärkte – und macht klar: Wer in der KI-Welt von morgen mitspielen will, braucht Nvidias Chips.
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