Benjamin Netanjahu hat mal wieder genug vom Frieden. Nach einer Sicherheitsberatung – also dem israelischen Pendant zu „wir haben beschlossen, dass es kracht“ – befahl der Premierminister „intensive Angriffe“ auf Gaza. Begründung: Die Hamas habe gegen die Waffenruhe verstoßen. Ein Begriff, der im Nahen Osten offenbar so dehnbar ist wie ein alter Gummiring – mal bedeutet er Stille, mal nur eine kurze Verschnaufpause, bevor der nächste Raketenstart gezählt wird.
Wenn der Donner zur Routine wird
Kaum war der Befehl erteilt, flogen schon israelische Kampfflugzeuge über Gaza-Stadt, während im Süden Artillerie donnerte. „Unabhängig überprüfbar“ ist wie immer nichts – außer dem Rauch über den Trümmern.
Verteidigungsminister Israel Katz erklärte anschließend mit gewohntem Pathos, die Hamas habe eine „rote Linie“ überschritten. Welche genau, bleibt unklar – vermutlich die, die schon seit Monaten im Wüstensand verläuft und nach jedem Angriff neu gezogen wird. Katz versprach jedenfalls, die Hamas werde „doppelt und dreifach zahlen“. Klingt fast nach einem Sonderangebot für Vergeltung.
Die Hamas „reagiert“ – wie immer
Auch die Gegenseite zeigt sich von ihrer planbaren Seite: Die Hamas kündigte prompt an, die geplante Übergabe einer Geiselleiche zu verschieben – als Reaktion auf Israels Verstöße. Offenbar funktioniert selbst das makaberste Tauschgeschäft im Gazastreifen nach dem Prinzip „Auge um Auge, Leiche um Leiche“.
Dabei hatte es jüngst ein besonders groteskes Kapitel gegeben: Eine von der Hamas übergebene Leiche stellte sich als jemand heraus, den Israel schon längst beerdigt hatte. Selbst bei der Totenübergabe herrscht also Chaosmanagement auf höchstem Niveau.
Waffenruhe mit Dauerfeuer
Seit Beginn der sogenannten Waffenruhe am 10. Oktober sind nach Angaben der Hamas-Behörde bereits über 90 Palästinenser getötet worden. In Israel fielen ebenfalls Soldaten Angriffen zum Opfer. Kurz gesagt: Der Frieden lebt – allerdings in der forensischen Abteilung.
Fazit
Während Netanjahu „intensivere Angriffe“ befiehlt und die Hamas weiter „reagiert“, bleibt für die Menschen in Gaza nur die Hoffnung, dass irgendwann mal jemand den Begriff Waffenruhe wörtlich nimmt. Doch aktuell scheint er eher als Pausenzeichen zwischen zwei Bombardierungen zu dienen.
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