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„Mehr Transparenz für Verbraucher:innen“ – Rechtsanwalt Maurice Högel über das EuGH-Urteil zur Bonitätsauskunft

Tumisu (CC0), Pixabay
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Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden: Verbraucher:innen haben das Recht zu erfahren, wie ihre Bonität automatisiert bewertet wird. Damit stärkt das Urteil die Transparenz und den Datenschutz. Doch was bedeutet diese Entscheidung konkret für Betroffene und Unternehmen? Rechtsanwalt Maurice Högel, Experte für Datenschutz- und Verbraucherrecht, ordnet das Urteil im Interview ein.

Herr Högel, was ist das Besondere an diesem Urteil des EuGH?

Dieses Urteil ist ein wichtiger Meilenstein für den Datenschutz und die Verbraucherrechte in Europa. Der EuGH stellt klar, dass Unternehmen, die automatisierte Bonitätsbewertungen durchführen, offenlegen müssen, wie ihre Entscheidungen zustande kommen. Es reicht nicht aus, einfach nur einen Bonitätsscore mitzuteilen – die betroffenen Personen müssen nachvollziehen können, welche Faktoren in die Bewertung eingeflossen sind und inwieweit eine Änderung ihrer Daten das Ergebnis beeinflussen könnte.

Warum ist das für Verbraucher:innen so wichtig?

Bonitätsbewertungen haben erhebliche Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Sie entscheiden darüber, ob jemand einen Handyvertrag abschließen, einen Kredit erhalten oder eine Wohnung mieten kann. Wenn eine Person aufgrund einer negativen Bewertung abgelehnt wird, hat sie jetzt das Recht zu erfahren, warum – und vor allem, ob die Entscheidung gerechtfertigt ist oder auf fehlerhaften oder veralteten Daten beruht. Das schafft mehr Fairness und verhindert willkürliche Entscheidungen.

Welche Verpflichtungen ergeben sich daraus für Unternehmen?

Unternehmen, insbesondere Wirtschaftsauskunfteien, müssen ihre Bewertungsprozesse transparenter gestalten. Sie sind nun verpflichtet, Verbraucher:innen verständliche Erklärungen zu liefern, die die „involvierte Logik“ der Entscheidungsfindung offenlegen. Das bedeutet nicht, dass sie ihre Algorithmen vollständig preisgeben müssen, aber sie dürfen sich nicht hinter Geschäftsgeheimnissen verstecken, wenn es um grundlegende Informationen geht.

Was bedeutet das Urteil für die Praxis? Werden betroffene Verbraucher:innen nun leichter an diese Informationen kommen?

Das bleibt abzuwarten. Zwar ist das EuGH-Urteil eine klare Richtlinie für nationale Gerichte, aber die Umsetzung in der Praxis könnte dennoch auf Widerstand stoßen. Unternehmen werden möglicherweise versuchen, ihre Bewertungsverfahren weiterhin so wenig transparent wie möglich zu halten. Es ist daher entscheidend, dass Datenschutzbehörden und Gerichte konsequent auf die Einhaltung der neuen Vorgaben achten. Verbraucher:innen sollten ihr Recht aktiv einfordern und gegebenenfalls rechtliche Schritte in Betracht ziehen, wenn ihnen die geforderten Informationen verweigert werden.

Gibt es bereits Reaktionen aus der Wirtschaft?

Ja, erste Reaktionen zeigen, dass einige Unternehmen ihre Prozesse überdenken. Gleichzeitig gibt es aber auch Stimmen aus der Wirtschaft, die befürchten, dass zu viel Transparenz ihre Geschäftsmodelle gefährden könnte. Das Urteil verlangt allerdings keine vollständige Offenlegung interner Berechnungsmodelle, sondern lediglich eine ausreichende Erklärung für die Betroffenen. Ich halte die Entscheidung daher für eine ausgewogene Lösung, die sowohl den Schutz der Verbraucher:innen als auch berechtigte Interessen der Unternehmen berücksichtigt.

Welche Schritte sollten Betroffene jetzt unternehmen, wenn sie eine Bonitätsauskunft erhalten möchten?

Wer von einer negativen Bonitätsbewertung betroffen ist, sollte zunächst eine detaillierte Auskunft über die Entscheidungsgrundlage verlangen. Falls das Unternehmen diese nicht bereitstellt oder nur unzureichende Informationen liefert, kann eine Beschwerde bei der Datenschutzbehörde oder sogar eine Klage in Betracht gezogen werden. Das EuGH-Urteil gibt Verbraucher:innen hier eine starke rechtliche Grundlage.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Högel.

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