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Mehr als nur ein Wohnsitz: Wie US-Präsidenten das Weiße Haus nach ihrem Geschmack umgestalteten

ahundt (CC0), Pixabay
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Als im Jahr 1948 das Bein eines schwarzen Baldwin-Konzertflügels durch den Boden von Margaret Trumans Wohnzimmer krachte, wusste ihr Vater, Präsident Harry S. Truman: Es ist Zeit für eine Generalüberholung des Weißen Hauses.

In einem Brief scherzte Truman, dass ein Zusammenbruch der Decke während seines Bads in der Marmorwanne sicherlich für Schlagzeilen gesorgt hätte. Doch hinter dem Humor steckte ein ernster Kern: Das historische Gebäude war marode und nicht mehr sicher.

Zwischen 1948 und 1952 zogen Truman und seine Familie in das gegenüberliegende Blair House, während das Weiße Haus entkernt und mit Stahl und Beton grundlegend modernisiert wurde. Der Umbau war radikaler als die Schäden durch den Brand im Britisch-Amerikanischen Krieg 1814 oder Donald Trumps geplante Zerstörung des Ostflügels für einen neuen Ballsaal im Jahr 2025.

In über zwei Jahrhunderten amerikanischer Geschichte hat fast jeder Präsident das Weiße Haus auf eigene Weise verändert – ob durch architektonische Eingriffe, ästhetische Neugestaltungen oder notwendige strukturelle Anpassungen. Doch selten blieben diese Eingriffe ohne öffentliche Kritik.


Präsidenten und ihr architektonischer Fußabdruck

  • Thomas Jeffersons Kolonnaden (1801): Jefferson ergänzte das Gebäude um klassizistische Säulengänge – für viele Kritiker damals ein Symbol aristokratischer Verschwendung.
  • Der Wiederaufbau nach dem Brand 1814: Die Briten setzten das Weiße Haus in Brand. Architekt James Hoban rekonstruierte es zwar in nur drei Jahren, verwendete jedoch beschädigte Materialien, was spätere strukturelle Probleme verursachte.
  • Andrew Jacksons Nordportikus (1829–1830): Trotz wirtschaftlicher Flaute wurde die repräsentative Eingangsseite des Weißen Hauses erweitert – sehr zum Missfallen von Sparpolitikern.
  • Teddy Roosevelts Westflügel (1902): Die viktorianischen Gewächshäuser mussten weichen – stattdessen entstand der heute zentrale Bürotrakt des Präsidenten.
  • Oval Office unter Taft (1909): Das ikonische Büro wurde unter William Howard Taft eingeführt – inspiriert von der ovalen Form des Blue Room.
  • Franklin D. Roosevelts Ostflügel (1942): Während des Zweiten Weltkriegs wurde zusätzliche Bürofläche geschaffen – inklusive Schutzbunker.
  • Kennedys Rosengarten (1962): Jackie Kennedy ließ die Gartenanlage im französisch-englischen Stil neugestalten – später Schauplatz offizieller Empfänge und sogar Hochzeiten.
  • Nixons Pressesaal (1970): Aus Franklin Roosevelts Therapiebecken wurde ein Medienraum – ein funktionaler Umbau, der bei Historikern auf Kritik stieß.

Trumans umfassende Renovierung (1948–1952)

Trumans Umbau des Weißen Hauses war der tiefgreifendste seit der ursprünglichen Fertigstellung 1800. Für rund 5,7 Millionen Dollar (nach heutigem Wert mehrere hundert Millionen) wurde das Innere vollständig entfernt und durch moderne Infrastruktur ersetzt. Historische Elemente wie Kamine und Holzvertäfelungen wurden sorgsam konserviert und wieder eingesetzt. Besonders umstritten war der neue Balkon an der Südseite – später als „Truman-Balkon“ bekannt –, der angeblich das klassische Erscheinungsbild störte.


Trumps geplanter Ballsaal (2025)

Donald Trump plant eine neue Maßnahme historischen Ausmaßes: den Bau eines 90.000 Quadratfuß großen Ballsaals (ca. 8.400 m²), der bis zu 1.000 Gästen Platz bieten soll. Die Finanzierung von 300 Millionen US-Dollar soll ausschließlich durch private Spenden erfolgen. Dennoch sorgte das Projekt für Aufregung – insbesondere, weil dafür Teile des Ostflügels abgerissen werden müssen.

Trump argumentiert, dass Zeltlösungen bei Veranstaltungen „katastrophal bei Regen“ seien. Kritiker wie Hillary Clinton warfen ihm vor, das historische Gebäude zu zerstören. Unterstützer wie der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sehen darin die „größte Verbesserung des Weißen Hauses seit seiner Errichtung“.


Fazit: Geschichte im Wandel

Seit über 200 Jahren ist das Weiße Haus ein Symbol amerikanischer Demokratie – aber auch ein Spiegel der Präsidenten, die es bewohnen. Ihre persönlichen Geschmäcker, politischen Botschaften und praktischen Anforderungen haben das Gebäude geprägt – mal behutsam, mal brachial. Dabei zeigt sich: Keine Regierung bleibt spurlos, auch nicht im Stein.

 

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