Was als spektakuläre Touristenattraktion geplant war, ist nun zum Symbol für Überbauung und mangelnde Umweltkontrolle geworden. Auf der indonesischen Insel Nusa Penida, östlich von Bali, sollte ein 182 Meter hoher gläserner Aufzug Besucher direkt vom Klippenrand hinunter zum berühmten Kelingking Beach bringen – einem der meistfotografierten Orte Südostasiens.
Doch die indonesischen Behörden haben den Bau des Projekts nun gestoppt, nachdem massive Kritik von Einheimischen, Umweltschützern und Touristen laut wurde. Der Lift, errichtet von der chinesischen China Kaishi Group, sollte den steilen, gefährlichen Abstieg zum Strand – der bisher rund eine Stunde dauert – überflüssig machen. Der Preis: die Zerstörung einer der markantesten Naturlandschaften der Region.
In sozialen Netzwerken sorgten Bilder der bereits errichteten Betonschächte für Empörung. Viele Nutzer bezeichneten den Bau als „Sakrileg“ und warfen den Verantwortlichen vor, den Naturcharme der Insel für Tourismusprofite zu opfern. Geologen warnen zudem, dass das Projekt die ohnehin fragile Klippenstruktur weiter destabilisieren und Erosion beschleunigen könnte.
„Der Kelingking Beach ist ein Ort, an dem die Natur den Atem raubt – kein Ort für Glas, Stahl und Kommerz“, schrieb ein lokaler Umweltaktivist auf Instagram.
Laut der indonesischen Tourismusbehörde lagen keine vollständigen Genehmigungen für das Projekt vor. Trotzdem hatten die Bauarbeiten bereits begonnen. Schätzungen zufolge sollte der Lift rund zwölf Millionen US-Dollar (etwa zehn Millionen Euro) kosten. Nun wurde der Bau auf unbestimmte Zeit gestoppt.
„Wir müssen sicherstellen, dass jedes Projekt auf Bali im Einklang mit unserer Umwelt und Kultur steht“, erklärte ein Sprecher der Provinzregierung.
Der Fall wirft auch ein Schlaglicht auf die zunehmende chinesische Präsenz auf Bali. Investoren aus China finanzieren immer häufiger Hotelanlagen, Resorts und Infrastrukturprojekte auf der Insel – was von vielen Balinesen mit Skepsis gesehen wird.
Kritiker warnen vor einem „Ausverkauf der Insel“ und befürchten, dass kulturelle Identität und Naturschutz zugunsten kurzfristiger Gewinne geopfert werden.
Ob der Lift jemals fertiggestellt wird, bleibt offen. Für die indonesischen Behörden ist der Fall ein Weckruf: Zwischen dem wirtschaftlichen Nutzen des Massentourismus und dem Schutz der Umwelt muss ein Gleichgewicht gefunden werden – bevor Bali seine eigene Anziehungskraft verliert.
Der Kelingking Beach bleibt vorerst nur zu Fuß erreichbar. Und vielleicht ist genau das – angesichts der Debatte – der wahre Luxus, den Bali sich bewahren sollte.
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