Der Duft von Zimt, Nelken und gebrannten Mandeln liegt in der Luft, die Lichter glitzern – und dann der erste Schock an der Bude: 4,54 Euro kostet im Schnitt eine Tasse roter Glühwein, und das ohne Pfand. So viel wie nie zuvor. Das hat eine aktuelle Auswertung des Gutscheinportals Coupons.de ergeben.
Damit ist der Preis im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gestiegen. Rechnet man zwei Jahre zurück, beträgt der Anstieg sogar satte 15 Prozent. Weihnachten mag ein Fest der Liebe sein – beim Glühwein wird es inzwischen auch ein Fest der Kalkulation.
Zwischen Christbaum und Preisschild
In vielen Großstädten ist die magische 5-Euro-Grenze längst gefallen. Wer in München, Hamburg oder Berlin anstößt, bezahlt häufig zwischen 4,80 und 5,50 Euro für die dampfende Tasse Weihnachtsstimmung. Und wer den Schuss Rum oder Amaretto dazu will, landet schnell bei über sechs Euro.
Auf dem Land dagegen lässt es sich noch gemütlicher und günstiger trinken: Den Preisrekord nach unten hält laut Studie der Markt in Zwönitz im Erzgebirge – dort kostet der Glühwein faire 3,00 Euro. Ein fast nostalgischer Betrag in Zeiten, in denen selbst der Zimtstern zur kleinen Investition wird.
Warum der Glühwein plötzlich Luxus ist
Die Gründe für die Preisexplosion sind vielfältig – und sie treffen kleine Marktstände ebenso wie große Betreiber.
Laut der Auswertung von Coupons.de schlagen sich gleich mehrere Faktoren nieder:
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Wein und Gewürze sind im Einkauf teurer geworden.
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Energie- und Transportkosten klettern weiter nach oben.
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Standgebühren und Personalkosten steigen vielerorts deutlich.
„Viele Betreiber kämpfen mit gestiegenen Betriebsausgaben. Diese Kosten müssen sie zwangsläufig an die Besucher weitergeben“, heißt es in der Studie.
Und auch wenn die Inflation offiziell zurückgeht – auf dem Weihnachtsmarkt merkt man davon wenig. Nach den Krisenjahren kalkulieren viele Budenbesitzer vorsichtiger, Rabatte oder Treueaktionen sind selten geworden.
Stimmung statt Sparmodus
Doch trotz aller Preissteigerungen bleibt der Glühwein der unangefochtene Star des Winters. Er wärmt, verbindet und gehört für viele einfach dazu. „Die Tasse Glühwein ist für Besucher das, was für Kinder der Adventskalender ist – ohne sie fehlt etwas“, sagt eine Sprecherin des Deutschen Schaustellerbundes.
Ob klassisch rot, fruchtig weiß oder mit einem ordentlichen Schuss – der Glühwein ist für viele das Herzstück des Weihnachtsmarkts. Selbst wer über den Preis stöhnt, greift am Ende doch zum Becher – aus Gewohnheit, aus Freude, aus Tradition.
Zwischen Nostalgie und Neupreis
So wird der Glühwein in diesem Jahr vielleicht seltener, aber bewusster genossen. Statt zwei Bechern am Stück vielleicht nur noch einer – dafür mit Freunden, Lichterglanz und der Erkenntnis: Adventsfreude lässt sich nicht in Cent messen.
Auch wenn der Glühwein inzwischen fast zum flüssigen Luxusgut geworden ist, bleibt er eines der wenigen Dinge, die – trotz steigender Preise – jedes Jahr aufs Neue Wärme schenken, wenn’s draußen kalt wird.
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