Startseite Allgemeines Kritische Analyse aus Anlegersicht: Blue Energy Group AG
Allgemeines

Kritische Analyse aus Anlegersicht: Blue Energy Group AG

OpenClipart-Vectors (CC0), Pixabay
Teilen

Einführung: Unsichere Perspektiven für Anleger

Die Blue Energy Group AG hat kürzlich die Laufzeit ihrer Anleihen verlängert. Doch was auf den ersten Blick wie ein strategischer Schritt zur Sicherung der Zukunft wirkt, sollte aus Anlegersicht äußerst kritisch betrachtet werden. Die Situation ist komplex und birgt erhebliche Risiken.

1. Verlängerung der Anleihen: Zeichen der Schwäche?

Im Dezember 2024 verkündete die Blue Energy Group AG, dass die Laufzeiten von zwei ihrer Anleihen verlängert wurden:

  • Anleihe 2014/2024 (ISIN DE000A12T283) nun fällig Ende 2027

  • Anleihe 2017/2025 (ISIN DE000A2GS336) nun fällig Ende 2028

Diese Verlängerungen wurden notwendig, da die Rückzahlung ursprünglich nicht gesichert war. Es handelt sich bereits um die zweite Verlängerung der Anleihe 2014/2024, die ursprünglich 2020 fällig gewesen wäre.

Problematisch: Anleger haben der Verlängerung letztlich zugestimmt – allerdings erst im zweiten Anlauf. Der erste Versuch, die Laufzeit um fünf Jahre zu verlängern, scheiterte. Die Zustimmung zur dreijährigen Verlängerung zeigt, dass Investoren nach alternativen Lösungen suchten, letztlich aber keine besseren Optionen sahen.

2. Risiko: Insolvenznähe und Verlustgefahr

Ein besonders alarmierendes Zeichen ist die schlechte Kursentwicklung der Anleihen:

  • Anleihe 2014/2024 notierte zuletzt bei etwa 33 % des Nennwerts

  • Anleihe 2017/2025 bei rund 37 %

Diese Werte signalisieren, dass der Markt das Ausfallrisiko der Blue Energy Group AG als sehr hoch einschätzt. Bereits im September 2024 gab das Unternehmen bekannt, dass die Rückzahlung aufgrund des schwierigen Marktumfelds nicht gesichert sei.

Liquiditätsprobleme:

Das Unternehmen kämpft mit fehlenden liquiden Mitteln und hat weiterhin keine positiven operativen Ergebnisse erzielt. Die geplante „operative Neuausrichtung“ hin zu Kraftwerksbau und -verkauf ist noch Zukunftsmusik und wird erst 2025 Erträge bringen – wenn überhaupt.

3. Struktur und Risiko der Aktien: Kein Börsenhandel

Die Blue Energy Group bietet auch Aktien an, die jedoch nicht an der Börse gehandelt werden.

  • Keine Handelbarkeit: Anleger können die Aktien nur privat verkaufen – ein schwer kalkulierbares Risiko.

  • Verlustbeteiligung: Dividenden sind bis mindestens 2026 nicht geplant. Anleger erhalten somit keine regelmäßigen Erträge.

  • Eingeschränkte Liquidität: Da kein geregelter Markt existiert, kann ein Verkauf praktisch unmöglich sein, vor allem in Krisenzeiten.

Wertverlust möglich:

Selbst bei einer positiven Unternehmensentwicklung könnten spätere Kapitalerhöhungen zu einer Verwässerung der Anteile führen, wenn Bezugsrechte ausgeschlossen werden.

4. Finanzielle Lage: Hohe Verschuldung und schwache Bilanz

Der jüngste Jahresabschluss 2023 zeigt eine Verschuldungsquote von über 1.200 %.

  • Eigenkapital: 2,4 Millionen Euro

  • Verbindlichkeiten: 28,9 Millionen Euro

  • Jahresfehlbetrag 2023: 3,5 Millionen Euro

Die Blue Energy Group AG ist hoch verschuldet, und das Geschäftsmodell wirft weiterhin keinen Gewinn ab. Die Einnahmen aus dem operativen Geschäft sind gering im Vergleich zu den finanziellen Verbindlichkeiten.

Kein positives Geschäftsergebnis in Sicht:

Die Gesellschaft selbst geht davon aus, dass 2025 keine positiven operativen Ergebnisse erwirtschaftet werden.

5. Fazit: Kein Investment für sicherheitsbewusste Anleger

Die Blue Energy Group AG steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Weder die Verlängerung der Anleihen noch die Neuausrichtung des Geschäftsmodells garantieren eine nachhaltige Stabilisierung.

  • Hohes Ausfallrisiko: Anleihekurs von 33-37 % spiegelt die Skepsis des Marktes wider.

  • Fehlende Handelbarkeit der Aktien: Anleger können im Ernstfall auf illiquiden Papieren sitzen bleiben.

  • Keine Dividendenausschüttung: Bis 2026 sind keine Ausschüttungen geplant.

Empfehlung:

Anleger sollten äußerst vorsichtig sein und die Risiken realistisch einschätzen. Es empfiehlt sich, professionellen Rat bei einem auf Kapitalmarktrecht spezialisierten Anwalt einzuholen, um die rechtlichen und wirtschaftlichen Folgen eines Investments gründlich zu prüfen.

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Paragonix Edge: BaFin warnt vor der Website paragonixedge(.)app

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) warnt vor der Website paragonixedge(.)app. Nach Erkenntnissen...

Allgemeines

89,90 Euro einfach abgebucht: Neue Abo-Betrugsmasche trifft Verbraucher in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt häufen sich derzeit Fälle einer besonders dreisten Betrugsmasche: Verbraucher entdecken...

Allgemeines

Wenn Bewertungen zur Belastung werden: Unternehmen im Kampf gegen digitale Rufschädigung

Google-Bewertungen und Suchergebnisse sind für viele Unternehmen ein zweischneidiges Schwert: Einerseits bieten...

Allgemeines

Nick Reiner wegen Mordes an seinen Eltern Rob und Michele Reiner angeklagt – Anwalt spricht von „verheerender Tragödie“

Nach dem schockierenden Doppelmord an dem bekannten Regisseur Rob Reiner und seiner...