Bilanzanalyse – AP Management GmbH (31.12.2023)
1. Überblick & Bilanzstruktur
Die AP Management GmbH mit Sitz in Leipzig ist eine kleine Kapitalgesellschaft nach § 267 HGB und im Bereich Projektentwicklung / Bauträgergeschäft tätig. Es handelt sich um ein unternehmerisch risikobehaftetes Segment, was sich auch in der Bilanz widerspiegelt.
| Posten | 2023 (EUR) | 2022 (EUR) | Veränderung |
|---|---|---|---|
| Bilanzsumme | 12,83 Mio | 7,76 Mio | +65% |
| Eigenkapital | 352.000 | 289.000 | +22% |
| Verbindlichkeiten | 12,48 Mio | 7,45 Mio | +67% |
▶️ Fazit: Das Unternehmen ist sehr fremdfinanziert. Die Bilanzsumme ist stark gewachsen, was mit der Umstrukturierung und Aktivierung von Projekten im Umlaufvermögen zusammenhängt.
🧱 2. Aktivseite – Umstrukturierung & Vorräte
Auffällig:
Das Anlagevermögen wurde nahezu vollständig abgebaut (von 6,5 Mio € auf 3.000 €), während das Umlaufvermögen auf über 12,76 Mio € gestiegen ist. Grund laut Anhang:
„Die Strategie wurde geändert – Immobilienprojekte sollen innerhalb 1–2 Jahren veräußert werden. Daher erfolgte Umgliederung ins Umlaufvermögen.“
Das bedeutet:
- Immobilien sind nun Vorräte, da sie verkaufsorientiert gehalten werden.
- Das Unternehmen agiert operativ als Händler / Entwickler, nicht als Bestandshalter.
Positiv:
- Strategiewechsel ist konsequent bilanziell umgesetzt.
- Liquidität verbessert sich leicht (ca. 160.000 € verfügbar).
Kritisch:
- Der hohe Anteil an Vorräten ist projektabhängig und unterliegt Markt-, Finanzierungs- und Verkaufsrisiken.
🧾 3. Passivseite – Solides Eigenkapital, aber enorme Verschuldung
Eigenkapitalquote 2023:
– 352.000 € von 12,83 Mio € ≈ 2,7 % → sehr niedrig
(Das Unternehmen ist stark von Fremdkapital abhängig.)
Verbindlichkeiten:
- 12,48 Mio €, davon:
- 9,89 Mio € gegenüber Kreditinstituten
- 2,57 Mio € sonstige Verbindlichkeiten, davon 2,44 Mio € gegenüber Gesellschaftern
➡️ Es liegt eine massive Außenfinanzierung mit starkem Anteil an gesellschafterbezogener Finanzierung vor.
Rückstellungen: Nur 6.500 € – sehr niedrig → mögliche Unterschätzung latenter Risiken?
📈 4. Gewinn- und Verlustrechnung – Kleiner Gewinn trotz großer Projekte
| Kennzahl | 2023 | 2022 | Bewertung |
|---|---|---|---|
| Rohergebnis | 235.000 € | 465.000 € | deutlich gesunken |
| Jahresergebnis | +62.900 € | -14.960 € | positiv |
Positiv:
- Rückkehr in die Gewinnzone trotz branchenspezifisch schwierigen Umfelds
- Abschreibungen = 0 → Kein bilanzieller Werteverzehr durch Anlagen
Kritisch:
- Zinsaufwendungen (134.000 €) verschlingen 57 % des Rohertrags
- Gesamtkapitalrentabilität niedrig
- Ergebnis dünn, wenig Spielraum für Rücklagenbildung oder Tilgung
⚠️ 5. Hinweise zur Unternehmensfortführung (Going Concern)
Im Anhang heißt es:
„Derzeit bestehen wesentliche Unsicherheiten bezüglich der Unternehmensfortführung […] Refinanzierungs- oder Prolongationsrisiken.“
Aber:
„Liquiditätsstatus zeigt keine akute Zahlungsunfähigkeit. Prognosen für 2025/2026 zeigen positive Ergebnisse.“
➡️ Die Geschäftsführung geht von Fortführungsfähigkeit aus, aber unter Annahmen, z. B.:
- Projektverkäufe erfolgen wie geplant
- Kredite werden prolongiert
▶️ Fazit:
Going-Concern-Annahme ist plausibel, aber mit erheblichen Risiken verbunden. Sollte sich das Marktumfeld verschlechtern (z. B. Baukosten, Zinsen, Absatzschwäche), könnten Liquiditätsengpässe entstehen.
⚖️ 6. Zusammenfassung – Kritische, aber faire Bewertung
✅ Stärken:
- Positiver Jahresüberschuss 2023
- Liquidität leicht verbessert
- Strategische Umstellung bilanziell sauber umgesetzt
- Keine Hinweise auf Insolvenztatbestände
❌ Schwächen / Risiken:
- Extrem niedrige Eigenkapitalquote (2,7 %)
- Hohe Abhängigkeit von Krediten und Gesellschafterdarlehen
- Projekte stark von Markt und Finanzierung abhängig
- Wesentliche Unsicherheiten zur Unternehmensfortführung
🔔 Empfehlungen / Ausblick:
- Kapital stärken (z. B. durch Gesellschaftereinlagen oder Thesaurierung zukünftiger Gewinne)
- Fremdkapital abbauen, um Zinsbelastung zu senken
- Projektverkaufsstrategie aktiv überwachen, da Marktträgheit gefährlich werden kann
- Rückstellungen überprüfen – ist die Risikovorsorge ausreichend?
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